Parkinson-Patienten kognitiv getestet

Neuro-Depesche 1-2/2018

Korrelieren subjektive Probleme mit objektiven Defiziten?

Zertifizierte Fortbildung

Subjektive kognitive Beeinträchtigungen werden von Parkinson-Patienten sehr häufig berichtet. Doch ob den Beschwerden regelmäßig auch objektivierbare Defizite zugrunde liegen, ist weitgehend unbekannt. Mögliche Korrelationen deckte nun eine Vergleichsstudie mit neuropsychologischer Testung an 250 Patienten auf.

An der südkoreanischen Klinik für Bewegungsstörungen wurden 148 kognitiv unauffällige Parkinson-Patienten, 71 mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (Mild cognitive impairment, MCI) und 31 mit Demenz (nach MDS-Kriterien) rekrutiert. Die 50 Männer und 100 Frauen unterzogen sich dem Cognitive Complaints Interview (CCI) zu den subjektiven kognitiven Problemen und einer umfassenden neuropsychologischen Testbatterie. Eine Demenz wurde u. a. anhand des MMST und des Montreal Cognitive Assessment (MoCA) bestimmt, die Depressivität anhand des Beck Depression Inventory (BDI) erfasst.
Die Patienten mit Demenz waren älter und länger erkrankt, sie hatten außerdem höhere UPDRS-III-Werte und eine höhere Levodopa- Äquivalenzdosis (LEDD). In den neuropsychologischen Tests schnitten sie wie erwartet schlechter ab als die beiden übrigen Gruppen. Auch die MCI-Patienten zeigten in allen Tests schlechtere Leistungen als die kognitiv Unauffälligen (mit Ausnahme gleicher Leistungen im Trail Making Test A), doch der Unterschied zwischen Demenz und MCI war größer.
Insgesamt korrelierte der CCI-Score mit dem Alter der Patienten (p = 0,022), der Parkinson- Dauer (p = 0,013), der LEDD (p = 0,003) und vor allem dem BDI-Score (p < 0,001). Der CCI-Score war ebenfalls signifikant (invers) korreliert mit allen kognitiven Testleistungen (je p < 0,001) – und diese Relation blieb auch nach Kontrolle auf Lebensalter, Krankheitsdauer und Depressions-Score in den meisten Tests signifikant.
Anhand der Area under the receiver operating characteristics curve (AUC) des CCIScores konnten demente Parkinson-Patienten von jenen mit MCI bzw. mit normaler Kognition gut diskriminiert werden (AUC: 0,80; 95%- KI: 0,72–0,88). Dies gelang aber nicht für die Unterscheidung der Teilnehmer mit MCI/Demenz und jenen mit unauffälliger Kognition (AUC: 0,67; 95%-KI: 0,60–0,74). Als optimaler Screening-Grenzwert wurde ein CCI-Score ≥ 5 ermittelt (Sensitivität 0,84, Spezifität: 0,66). JL
Kommentar

Subjektive kognitive Beeinträchtigungen nach dem Cognitive Complaints Interview sind bei Parkinson-Patienten eng korreliert mit objektiven Leistungsdefiziten. Die Autoren ziehen den Schluss, den CCI-Score als Demenz-Screening, also zur Unterscheidung von Patienten mit Parkinson-begleitender Demenz von jenen mit MCI bzw. normaler Kognition einsetzen zu können.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Hong JY et al.: Subjective cognitive complaints and objective cognitive impairment in Parkinson‘s disease. J Clin Neurol 2018; 14(1): 16-21

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