Parkinson-Inzidenz in Zwillingsstudie

Neuro-Depesche 3/2007

Kopfverletzung vervierfachte das Risiko

In diversen Publikationen werden Kopfverletzungen als Risikofaktor für die Entstehung eines idiopathischen Parkinson-Syndroms (IPS) angeführt, die Studienlage ist aber kontrovers. Da riskante, eher zu solchen Unfällen führende Verhaltensweisen jedoch selbst von einer Reihe verschiedener Variablen beeinflusst werden, sind die wahren Zusammenhänge schwierig zu klären. US-amerikanische Mediziner untersuchten nun anhand von Zwillingsdaten, ob die Risiko-Hypothese stimmt.

Die Forscher aus Rochester wählten zum Ausschluss unterschiedlicher genetischer und familiärer Einflüsse eine Zwillingspopulation, da sich genetische Ausstattung und Kindheitserfahrungen bei Zwillingen stärker ähneln als bei allen noch so gut gematchten Paaren in Fall-Kontroll-Studien. Durchsucht wurden die Daten von 16 000 Zwillingspaaren, die vor dem zweiten Weltkrieg geboren waren und seit den 50er Jahren in einer nationalen Zwillingskohorte beobachtet wurden. Bei 142 Paaren war jeweils nur ein Zwilling an IPS erkrankt, von diesen konnten 93 Paare ausgewertet werden. 29 Personen (20 mit M. Parkinson und neun der übrigen Teilnehmer) hatten mindestens eine Kopfverletzung erlitten, fünf von ihnen zwei oder mehr. 15 von ihnen waren stationär behandelt worden.

Eine Kopfverletzung mit Amnesie oder Bewusstlosigkeit ging mit einem fast vierfach erhöhten Parkinson-Risiko einher (Odds Ratio 3,8). Wurden Vorfälle in den letzten zehn Jahren vor Einsetzen der Parkinson-Erkrankung ignoriert, verstärkte sich der Zusammenhang noch. Das IPS-Risiko stieg außerdem bei zweiten und dritten Kopfverletzung tendenziell an (OR: 4,3) sowie bei Blessuren, die stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten (OR: 4,1). Die Dauer einer Bewusstlosigkeit hatte auf das Risiko keinen wesentlichen Einfluss. Die Risikoassoziation schien bei monozygoten Paaren höher zu sein als bei dizygoten Zwillingen.

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Fazit
Falls der beschriebenen Risikoerhöhung tatsächlich eine kausale Beziehung zugrunde liegt, haben die Ergebnisse dieser Zwillingsstudie interessante, vielleicht präventiv wichtige Implikationen: Da die Latenz zwischen Verletzung und Parkinson-Erkrankung sehr lang war, ist davon auszugehen, dass die volle Entfaltung der degenerativen Kaskade Jahrzehnte benötigt. Dies bedeutet, dass auch das Zeitfenster für eine präventive/protektive Intervention sehr groß ist. Hier könnten bereits beobachtete Einflussvariablen wie die Einnahme nichsteroidaler Antiphlogistika, die das Parkinson-Risiko einigen Untersuchungen zufolge zu senken scheinen, ihre Effekte entfalten.

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