Cluster-Kopfschmerz-Attacken

Neuro-Depesche 5/2015

Komplexe Beziehung zur Schlafqualität

Zertifizierte Fortbildung

Schwere Attacken eines Cluster-Kopfschmerzes lassen eine tägliche und eine jährliche Rhythmik erkennen, jedoch sind der exakte Rhythmus und die Beteiligung möglicher Zeitgeber noch unbekannt. Die Patienten berichten von schlechter Schlafqualität, aber auch dies wurde bisher noch nicht genauer untersucht. Jetzt wurden Trigger, Rhythmen, Schlafqualität und der mögliche Chronotyp bei Cluster-Kopfschmerz-Kranken erforscht.

In der vorliegenden Studie füllten 275 Patienten und 145 gesunde gematchte Kontrollpersonen Fragebögen und strukturierte Interviews einschließlich Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) und Morningness-Eveningness- Questionnaire (MEQ) komplett aus. Hinsichtlich des Alters und der Geschlechterzusammensetzung bestand zwischen den beiden Gruppen kein Unterschied. Jedoch wiesen die Patienten einen höheren BMI auf, und es befanden sich mehr Raucher unter ihnen als in der Kontrollgruppe. In der Clustergruppe befanden sich sowohl Patienten mit episodischem (ECH) als auch chronischem Cluster-Kopfschmerz (CCH). Sie wurden mithilfe des CH-Index beurteilt, der nach folgender Gleichung berechnet wurde (Attacken/d x h/Attacke) x (d/Cluster x Cluster/Jahr).
Bei 80% der Patienten erwies sich der Nachtschlaf als der häufigste Trigger. Ein „Nickerchen“ zwischendurch war dagegen nur bei rund einem Drittel der Patienten ein Auslöser. Die CCH-Patienten berichteten häufiger über Wetter und Stimmung als Triggerfaktoren als die ECH-Patienten. 82,2% der Patienten schilderten einen täglichen, 56% einen jährlichen Rhythmus. Meist traten die Attacken gegen 2.00 Uhr auf. Im Juni gab es die wenigsten Attacken, im November die meisten (ECH) bzw. trat am häufigsten eine Verschlechterung (CCH) ein.
Außerdem fand sich eine Beziehung zwischen den Cluster-Attacken und dem Tageslicht. In einem linearen Regressionsmodell war die Zahl der Tageslichtstunden jedes Monats des Jahres streng mit der Zahl der Patienten assoziiert, die in diesem Zeitraum Cluster-Attacken berichteten bzw. bei denen sich der Schmerz verstärkte (p = 0,0002).
Im PSQI erreichten die Patienten, vor allem jene mit einem CCH, eine höhere Punktzahl als die Kontrollen (p < 0,0001), hatten also eine schlechtere subjektive Schlafqualität. Außerdem ergab sich eine inverse Korrelation zwischen der Zeit, die seit der letzten Attacke vergangen war, und der Schlafqualität (p < 0,0001). Der CHIndex korrellierte positiv mit dem PSQI (p < 0,0001). In den fünf MEQ-Kategorien (eindeutig Morgentyp, eher Morgen- als Abendtyp, neutral, eher Abend- als Morgentyp, eindeutig Abendtyp) unterschieden sich die Patienten- und Kontrollgruppe allerdings nicht (p = 0,0899). GS
KOMMENTAR

Wissenschaftler vermuten, dass der Ursprung des Cluster-Kopfschmerzes im Hypothalamus liegt, der im Zwischenhirn lokalisiert ist. Diese Struktur beeinflusst neben Nahrungsaufnahme und Sexualverhalten auch den Schlaf-Wach-Rhythmus (die „innere Uhr“). Dies könnte zum Teil erklären, warum der Cluster-Kopfschmerz gehäuft zu bestimmten Tageszeiten (beispielsweise oft nachts) oder Jahreszeiten (vielfach im Frühjahr oder Herbst) auftritt.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Barloese M et al.: Sleep and chronobiology in cluster headache. Cephalalgia 2015; [Epub doi: 10.1177/0333102414564892]

ICD-Codes: G44.0

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x