Senior vor Puzzle eines Kopfes Puzzlestücke vom Gehirn fehlen

Prädiktoren der Depression bei Parkinson-Patienten

Neuro-Depesche 5-6/2022

Kognitive Defizite als Alarmsignal

Mehr als 40 % der Patienten mit Morbus Parkinson leiden fünf Jahre nach der Diagnose an einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (MCI). Ebenso viele weisen im Verlauf eine relevante Depression auf. In der monozentrischen Langzeitbeobachtungsstudie DeNoPa wurde nun in Kassel das dynamische Zusammenspiel kognitiver Beeinträchtigungen und depressiver Symptome über acht Jahre untersucht. Kognitive Einschränkungen prädizierten die Depression, nicht aber umgekehrt
123 Patienten (79 männlich) und 107 gesunde Kontrollen (64 männlich), durchschnittlich 64,1 Jahre alt, absolvierten eine Reihe neuropsychologischer Tests: Montreal Cognitive Assessment (MoCA), Regensburger Word Fluency Test (RWT), Stroop- und Trail-Making-Test (TMT) sowie Verbal Learning and Memory Test (VLMT) etc. Die Teilnehmer wurden mit dem Beck’s Depression Inventory (BDI), der Geriatric Depression Scale (GDS) und der Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale (MADRS) auf depressive Symptome untersucht. Sie wurden mit zweijährlichen Follow-ups über acht Jahre nachuntersucht.
 
Initial stärker beeinträchtigt
Im Durchschnitt waren die kognitiven Fähigkeiten der Patienten gegenüber den Kontrollen signifikant schlechter – sowohl zu Studienbeginn (d = -0,67) als auch acht Jahre später (d = -1,22).
In der Parkinson-Gruppe kam es zu einem kontinuierlichen und erheblichen Abbau der kognitiven Fähigkeiten. 17 % der Patienten hatten beim Achtjahres-Follow-up Beeinträchtigungen oberhalb von -1,5 Standardabweichungen. In der Kontrollgruppe kam es dagegen kaum zu kognitiven Verschlechterungen, so dass Effekte des Alterns nahezu ausgeschlossen werden konnten.
Depressive Symptome hatten insgesamt eine große Variabilität. Sie zeigten einen U-förmigen Verlauf mit einer Abnahme bis Jahr 5 und einem Anstieg danach. 36,1 % der Patienten waren initial depressiv, 27,9 % in der folgenden zweijährigen Honeymoon-Periode und 21,1 % nach vier Jahren. Danach stieg die Prävalenz der Depression wieder leicht an (auf ca. 25 % nach achtjährigem Follow-up).
Intraindividuell waren stärkere Beeinträchtigungen der Kognition bei den Patienten in der Folge signifikant mit depressiven Symptomen assoziiert (b = -0,60, p = 0,03), während umgekehrt kein signifikanter Effekt der Depression auf die Kognition bestand (b = -0,03, p = 0,66). HL
Fazit
Um kognitiven Verlusten und konsekutiven depressiven Symptomen entgegenzuwirken, raten die Autoren u. a. zu einer Edukation mit Stress-Coping und Resilienzförderung sowie zu frühen kognitiven und behaviouralen Enrichement-Interventionen.
Quelle: Schroeders U et al.: Dynamic interplay of cognitive functioning and depressive symptoms in patients with Parkinson‘s disease. Neuropsychology 2022 [Epub 17. Feb.; doi: 10.1037/neu0000795]
ICD-Codes: G20
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