Körperliche Aktivierung von Alzheimer-Patienten

Neuro-Depesche 5-6/2022

Kognition, neuropsychiatrische Symptome und Lebensqualität gebessert

Zertifizierte Fortbildung
In einem aktualisierten Review mit anschließender Metaanalyse von 28 randomisierten klinischen Studien (RCT) wurden die – bislang nicht klar belegten – Effekte einer körperlicher Aktivierungsintervention auf kognitive Leistungen, neuropsychiatrische Symptome und Lebensqualität der Patienten mit Alzheimer-Krankheit untersucht.
In der vorherigen Metaanalyse hatten 72 % von 21 Studien positive Wirkungen der körperlichen Aktivierung auf die funktionellen Fähigheiten der Alzheimer-Patienten ergeben, 69 % positive Effekte auf die Kognition und nur 36 % eine Besserung der neuropsychiatrischen Symptome.
 
Aktualisierte Studienlage
Nach Hinzufügung sechs neuer Studien bestätigte die metaanalytische Auswertung von 28 RCT jetzt, dass eine körperliche Aktivierungsintervention bei Alzheimer-Patienten die Kognition nach MMST, ihre neuropsychiatrischen Symptome nach dem Neuropsychiatric Inventory (NPI) und auch ihre Lebensqualität nach dem Quality of Life - Alzheimer’s Disease (Qol-AD) signifikant verbessern kann.
 
Kürzere Interventionen von Vorteil
Allerdings hatte dabei die Dauer der Intervention auf die Ergebnisse einen klaren Einfluss, wie eine Subgruppenanalyse mit Berechnung der standardisierten durchschnittlichen Differenz (SMD) mit der Hedges‘ g-Methode belegt: Eine Interventionsdauer von zwei bis maximal fünf Monaten ging mit signifikanten Effekten in allen drei Domänen einher. Dies betraf die MMST-Werte (SMD: 0,47, 95 %-KI: 0,33 - 0,61; p < 0,01), die NPI-Scores (SMD: -0,48; 95 %-KI: -0,85 bis -0,11; p < 0,01) und die Qol-AD-Veränderungen (SMD: 0,47, 95 %-KI: 0,23 - 0,71; p < 0,01). Keinen signifikanten Einfluss hatte dagegen die Art der Intervention: Zwischen aeroben Übungen, Gehen, dezidierten Übungsprogrammen und allgemeiner körperlicher Aktivierung ergaben sich in keinem Parameter signifikante Unterschiede. Bei den Interventionen kürzer als fünf Monate waren allerdings aerobe Übungen im Vorteil. JL


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Kommentar
Die Erfolgsaussichten einer körperlichen Aktivierung beim Morbus Alzheimer werden seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Diese Analyse der aktualisierten Studienliteratur deutet darauf hin, dass gerade kurze, zwei bis fünf Monate andauernde körperliche Interventionen bei der Verbesserung der kognitiven Funktion, der neuropsychiatrischen Symptome und der Lebensqualität der Alzheimer-Patienten vorteilhafter waren als längere Maßnahmen. Die Art der Intervention schien dabei keine maßgebliche Rolle zu spielen.
Quelle: Liang YJ et al.: Effectiveness of physical activity interventions on cognition, neuropsychiatric symptoms, and quality of life of Alzheimer‘s disease: An update of a systematic review and meta-analysis. Front Aging Neurosci 2022; 14 [Epub 2. März; doi: 10.3389/fnagi.2022.830824
ICD-Codes: F03
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