Neuro-Depesche 3/2018

Koffein als früher Biomarker für M. Parkinson?

Können die Serumspiegel von Koffein bzw. seinen Metaboliten als Biomarker zur Frühdiagnose des Morbus Parkinson herangezogen werden? Dies legt nun eine Studie nahe.

Bei 31 gesunden Personen und 108 Parkinson- Patienten wurden die Serumspiegel von Koffein und seinen Metaboliten bestimmt. Die Erkrankung war mild bis moderat ausgeprägt. Alle tranken 0 bis fünf Tasser Kaffee pro Tag.
Die Parkinson-Patienten wiesen gegenüber den gesunden Kontrollen signifikant niedrigere Serumspiegel sowohl von Koffein (p < 0,0001) als auch von neun der elf Koffein-Stoffwechselprodukte auf, vor allem der Hauptmetaboliten Theophyllin (p < 0,0001), Theobromin (p = 0,0004) und Paraxanthin (p < 0,0001). Dies betraf besonders Patienten in frühen Krankheitsstadien. Patienten mit motorischen Symptomen wiesen signifikant niedrigere Serumspiegel auf als solche ohne motorische Symptome.
Die Area under the curve (AUC) für Koffein betrug beim optimalen Cut-off-Wert von 33,04 pmol/10 μl 0,78. Dies ergab eine Sensitivität von 76,9% und eine Spezifität von 74,2% für die Abgrenzung von Patienten und Kontrollen. Die auf Theophyllin, Theobromin und Paraxanthin bereinigte AUC lag bei 0,87, die auf alle Metaboliten bereinigte AUC bei 0,98.
Die Serumspiegel von Koffein/seinen Metaboliten unterschieden sich zwischen Männern und Frauen nicht. Konsumierte Koffeinmenge und Parkinson-Schwere spielten ebenfalls keine Rolle. Außerdem ergaben sich keine Verbindungen zwischen Krankheitssschwere und den potenziell einflussnehmenden Einzelnukleotid- Variationen des Gens für den Adenosin2A-Rezeptor (ADOrA2A). Auch im CYP1A2- oder CYP2E1-Gen, die im Koffein-Metabolismus involvierte P450-Enzyme kodieren, fanden sich keine signifikanten Variationen. GS
Kommentar

Den Ergebnissen zufolge eignen sich die Serumspiegel von Koffein und seinen Metaboliten als Biomarker zur frühen Diagnose des Parkinson-Syndroms. Ursächlich kommen frühe Parkinson-assoziierte gastrointestinale Störungen (Obstipation), die bei bis zu 80% aller Parkinson-Patienten bestehen, ebenso in Frage wie Mikrobiom-Veränderungen. Malabsoptionserscheinungen beeinträchtigen die L-Dopa-Verfügbarkeit. Hier könnte ein Link zur Assoziation der niedrigen Koffein-Spiegel mit den motorischen Symptomen und Fluktuationen bzw. einer stärkeren Progression der Erkrankung bestehen. Diese Zusammenhänge sollten in weiteren Studien untersucht werden.

Quelle:

Fujimaki M J et al.: Serum caffeine and metabolites are reliable biomarkers of early Parkinson disease. Neurology 2018; 90: e404-e411; doi: 10.1212/ WNL.00000000000048882

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