Weiße und graue Substanz

Neuro-Depesche 7-8/2017

Kleinere Volumina – stärkere Psychopathologie

Zertifizierte Fortbildung

Eine koreanische Arbeitsgruppe untersuchte mittels Voxel-basierter Morphometrie (VBM), inwieweit bei Schizophrenie-Patienten Hirnvolumenänderungen mit der Symptomschwere korrelieren. Es wurden etliche Zusammenhänge festgestellt, vor allem mit einer verringerten grauen Substanz im Gyrus temporalis superior.

In die Studie aufgenommen wurden je zwölf Männer und je zehn Frauen mit einer Schizophrenie nach DSM-IV-Krtiterien bzw. ohne psychische Erkrankung als Kontrollgruppe. Das mittleren Alter betrug knapp 32 Jahre. 20 der 22 Patienten erhielten eine Therapie mit Amisulprid, Clozapin, Olanzapin, Paliperidon/ Risperidon, vier von ihnen nahmen mehr als zwei Antipsychotika ein.
Hinsichtlich Alter, Geschlechtsverteilung oder Bildungsgrad bestand zwischen Patienten und Kontrollen kein Unterschied. Der durchschnittliche Score der Positiv und Negativ Syndrom-Skala (PANSS) für die Gesamtpsychopathologie betrug 39,6, der Subscore für die Positiv- bzw. Negativsymptomatik 18,4 bzw. 21,1. Der klinische Globaleindruck nach der Clinical Global Impression (CGI) lag bei 4,2. 
Die Auswertung der MRT-Bilder mittels DARTEL-Algorithmus ergab: Das Volumen der grauen Substanz (GM) und das der weißen Substanz (WM) war bei den Patienten mit 657,6 ml vs. 718 ml signfikant (p = 0,012) bzw. mit 500 ml vs. 524,8 ml tendenziell (p = 0,074) kleiner als bei den Kontrollen. Kein Unterschied bestand hinsichtlich Ventrikelvolumen und intraniellem Gesamtvolumen.
Im Einzelnen fanden sich in der Patientengruppe vs. gesunden Kontrollen signifikant niedrigere GM-Volumina der Insula, des Gyrus temporalis superior, des Gyrus rectus und des Cortex cingularis anterior (ACC) (je p < 0,05).
Die Scores der PANSS Positivskala korrelierten signifikant negativ mit dem GM-Volumen in Gyrus temporalis superior (p = 0,005) und Gyrus rectus (p = 0,007), die der PANSS-Negativskala mit den GM-Volumina in Gyrus temporalis superior, Gyrus rectus und ACC. Für die WM-Volumina wurden keine Korrelationen mit den Skalenwerten festgestellt.
Zusätzliche negative Korrelationen fanden sich zwischen der Erkrankungsdauer und den GM-Volumina in Insula (p = 0,044), Gyrus temporalis superior (p = 0,012) und ACC (p = 0,015) sowie dem WM-Volumen des Gyrus temporalis superior (p = 0,047). GS
Kommentar

Verschiedene Reduktionen der GM- und WM-Volumina scheinen mit der Psychopathologie der Schizophrenie assoziiert zu sein. Kleinere GM-Volumina im Gyrus temporalis superior, der u. a. in Sprachfunktionen und akustische Halluzinationen involviert ist, scheinen für die Symptomschwere eine prominente Rolle zu spielen − und korrelierten hier auch mit der Krankeitsdauer.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Kim G-W A et al.: Whole brain volume changes and its correlation with clinical symptom severity in patients with schizophrenia: A DARTEL-based VBM study. PLoS One 2017, 12: e0177251 [Epub 17. Mai; doi: 10.1371/journal.pone.0177251

ICD-Codes: F20.9

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