RUN DMC über neun Jahre

Neuro-Depesche 1-2/2018

Klare Progression der zerebralen Mikroangiopathie

Zertifizierte Fortbildung

In der Studie Radboud University Nijmegen Diffusion Tensor and Magnetic Resonance Imaging Cohort wurden die Progressions- und Remissionsraten der Mikroangiopathie über neun Jahre untersucht. Es zeigte sich eine klinisch relevante nicht-lineare Dynamik.

Die 276 Studienteilnehmer wurden im Lauf von neun Jahren zu drei Zeitpunkten mittels 1,5T MRT untersucht. Im Mittelpunkt standen die Volumina hyperintenser Läsionen der weißen Substanz (WMH) nach den STRIVE-Kriterien sowie Lakunen und Mikroblutungen. Nach der modifiziertren Fazekas-Skala waren die WMH zu Baseline leicht (n = 211), mittelschwer (n = 33) und schwer (n = 20).
Während des Follow-up kam es zu einer durchschnittlichen Zunahme der WMH-Volumina um 4,7 ml (0,54 ml/Jahr), wobei sich die Geschwindigkeit der WMH-Progression erhöhte (von 5,8 über 7,4 bis 10,5 ml). Das Alter war ein großer Risikofaktor: In der Regressionsanalyse ging jedes Lebensjahr mit einer zusätzlichen WMH-Zunahme von 0,10% einher.
Eine WMH-Abnahme zeigte sich im ersten Beobachtungsintervall (nach ca. 5,4 Jahren) dagegen lediglich bei 9,4% der Teilnehmer, und nur bei einem Patienten (0,4%) war dies über die gesamte Follow-up-Dauer der Fall.
Etwa jeder fünfte Patient (20,3%) entwickelte im Beobachtungszeitraum neue Lakunen (pro Jahr 2,3%) und knapp jeder Fünfte (18,9%) neue Mikroblutungen (pro Jahr 2,2%). Diese verschwanden wieder bei 3,6% bzw. 5,7% .
Die Progression der Mikroangiopathie war bei den 53 Patienten mit initial mittelschwerer bis schwerer WMH-Belastung deutlich stärker als bei den restlichen Patienten (Odds Ratio: 35,5; p < 0,001). Dies betraf auch die Inzidenz von Lakunen (OR: 5,7; p < 0,001) und Mikroblutungen (OR: 2,9; p = 0,003). In der mittelschwer bis schwer betroffenen Gruppe war der MMST anfangs niedriger (27,7 vs. 28,4; p = 0,001) und nahm anschließend – mit der zunehmenden WMH-Progression – steiler ab. JL
Kommentar

Die u. a. altersabhängige Dynamik der zerebralen Mikroangiopathie bei Patienten mit mittelschweren bis schweren WM-Veränderungen ist keineswegs linear, sondern progressiv. Dass dafür in der Studie außerdem kein „Deckeneffekt“ zu existieren scheint, legt ein möglichst frühzeitiges therapeutisches Eingreifen nahe – nicht zuletzt um einen kognitiven Abbau zu bremsen.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

van Leijsen EMC et al.: Nonlinear temporal dynamics of cerebral small vessel disease: The RUN DMC study. Neurology 2017; 89(15): 1569-77

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