Pharmakotherapie der Depression

Neuro-Depesche 3/2022

Kindesmissbrauch, soziale Unterstützung und das Outcome

Bei ambulant behandelten Patienten mit depressiven Störungen wurde in einer prospektiven Studie untersucht, inwieweit sich Kindesmissbrauch und soziale Unterstützung auf die Ergebnisse der medikamentösen Behandlung über ein Jahr auswirken.
Für die 12-Monatsstudie wurden in Südkorea 1.246 Patienten rekrutiert (Hospital Anxiety & Depression Scale – Depressionssubskala: 13,6 Punkte). Sie hatten eine gestufte Antidepressiva-Therapie (mit Wechsel, Augmentation, Kombinationen etc.) erhalten. Nach einem Jahr waren 1.015 Patienten auswertbar.
Eine Remission war definiert als ein Score der Hamilton Depression Rating Scale ≤ 7. Auf ihren Einfluss darauf untersucht wurden ein körperlicher, ein emotionaler und ein sexueller Missbrauch der Kinder vor dem 16. Lebensjahr (n = 183) sowie die subjektive soziale Unterstützung nach der Multidimensional Scale of Perceived Social Support (MSPSS).
Ein Missbrauch war u. a. assoziiert mit jüngerem Alter, männlichem Geschlecht, höherer Bildung, Ledigen-Status und geringem Einkommen. Die Depression der Betroffenen wies eher atypische Merkmalen auf, hatte früher begonnen und länger gedauert, mit einer größeren Anzahl depressiver Episoden. Darüber hinaus ging ein früherer Missbrauch u. a. mit mehr Angst (HADS-A) und Stress (PSS), geringerer Resilenz (CDRS), Alkoholproblemen (AUDIT) sowie niedrigeren MSPSS-Werten einher.
Mit einer Remission nach 12 Wochen (43,3 %) war keines der Merkmale signifikant assoziiert, wohl aber mit der Remissionswahrscheinlichkeit nach 12 Monaten (70,4 %): Diese fiel wesentlich höher aus bei Fehlen(!) eines jeglichen Missbrauchs (Odds Ratio: 1,56) sowie eines emotionalen (OR: 1,60), körperlichen (OR: 1,84) und besonders eines sexuellen Missbrauchs (OR: 4,28). Eine stärkere soziale Unterstützung hatte darauf keinen direkten Einfluss (OR: 0,99), die MPSS-Werte interagierten jedoch mit dem Missbrauch signifikant (außer beim sexuellen Missbrauch). HL
Fazit
Kindesmissbrauch zeigten bei depressiven Patienten synergistische Wechselwirkungen mit den Ergebnissen einer Langzeit- Pharmakotherapie. Früher mssbrauchte Patienten könnten möglicherweise von speziellen Therapieansätzen profitieren.
Quelle: Lee JY et al.: Childhood abuse, social support, and long-term pharmacological treatment outcomes in patients with depressive disorders. Front Psychiatry 2022;13 [Epub 2. Feb.; doi: 10.3389/fpsyt.2022.803639

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