Pharmakoresistente Epilepsien

Neuro-Depesche 12/2012

Kinder häufiger operieren?

Mindestens 30% der Kinder mit einer schwer behandelbaren Epilepsie profitieren nicht (ausreichend) von der Einnahme antiepileptischer Medikamente. Wie erfolgsversprechend operative Eingriffe in dieser Patientengruppe sind, wurde in einer norwegischen Langzeitstudie analysiert.

Im Zeitraum von 1995 bis 2004 wurden an insgesamt 54 Kindern (32 Jungen, 22 Mädchen) 54 Resektionen und zehn funktionelle Hemisphärektomien durchgeführt. Die Epilepsie hatte bei ihnen durchschnittlich mit drei (1–11) Jahren begonnen. Die Patienten waren zum Zeitpunkt der Operation im Schnitt 8,6 (0,6–15,8) Jahre alt, wobei das Alter von 10,9 (1995–1999) auf 7,1 Jahre (2000–2004) abnahm. Postoperativ wurden alle Kinder nach drei, sechs, 12 und 24 Monaten umfangreich klinisch (inkl. EEG) untersucht und ihr Zustand abschließend nach Engel (I–IV) klassifiziert.

Nach den Eingriffen traten bei 55,5% der Kinder (30/54) keine Anfälle mehr auf (Engel I). Der Erfolg war offenkundig abhängig vom Operationstyp: Anfallsfrei waren nach einer funktionellen Hemispärektomie 90% (9/10), nach einer Temporallappenresektion 53% (10/19) und nach einer extratemporalen Resektion 44% (11/25) der Patienten.

Nach sieben (2–11) Jahren wurde Eltern und Kindern ein Fragebogen mit 17 Fragen u. a. zu Anfällen, Medikation, sozialer Situation, Motorik, Sprache, Kognition und Verhalten vorgelegt, der in 38/54 Fällen beantwortet wurde. 15 der 38 Patienten (40%) hatten die medikamentöse Behandlung eingestellt. 33 Kinder (58%) waren zu diesem Zeitpunkt anfallsfrei, neun wiesen eine 50%ige Anfallsreduktion auf. Laut Fragebogen hatten sich bei 27 Kindern (71%) die kognitiven und psychosozialen Fähigkeiten verbessert. Eine schlechtere Motorik berichteten sechs Fälle, und vier klagten über Stimmungsschwankungen. Insgesamt konnten bei 42–55% Besserungen von Sprache, Aufmerksamkeit, Verhalten, Stimmung und Motorik verzeichnet werden. Verschlechterungen in diesen Bereichen zeigten 5–16%.

<

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Fazit
?! Es bleibt anzumerken, dass die Kollektive für die verschiedenen OP-Verfahren relativ klein waren und nur 70% den Fragebogen beantworteten. Des Weiteren könnte innerhalb von sieben Jahren auch die Entwicklung der Kinder unabhängig von der OP zu einer Verbesserung der Situation geführt haben. Nach Ansicht der Autoren kommen resektive Verfahren in Norwegen viel zu selten zum Einsatz, pharmakorefraktäre Kinder könnten vor allem von einer Temporallappenresektion oder einer Hemisphärektomie viel häufiger profitieren.

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x