Gepulste Immuntherapie mit Cladribin

Neuro-Depesche 1-2/2022

Keine Therapieverzögerung, keine Impfbedenken

Nicht wenige MS-Patienten haben die Bedrohung durch das COVID-19-Virus und Zweifel an der Sicherheit und Wirksamkeit einer Impfung unter einer immunmodulatorischen Therapie verunsichert. Auf einem Online-Symposium von Merck beim diesjährigen DGN-Kongress wurden – mit Fokus auf hochwirksame Therapien wie Cladribin-Tabletten – Fragen zu den Impfantworten diskutiert.
Bei Patienten mit starker Krankheitsaktivität sprach sich Prof. Ralf Gold, Bochum in Anlehnung an das MSTKG-Positionspapier für eine frühe und gezielte hochwirksame gepulste/Dauer-Therapie aus. „Eine frühe hochaktive Behandlung ist die Grundlage für eine stabile Zukunft“, sagte Gold zum Langzeitoutcome der Patienten. In der Studie CLASSIC-MS brauchten Patienten, die früh auf Cladribin-Tabletten eingestellt worden waren, über median 11 Jahre zu 56 % keinen weiteren Therapiepuls mehr, während die Rate ohne weitere Behandlung unter Placebo mit 27 % nur halb so hoch war. Dieses Prinzip gilt aktuellen Studienergebnissen zufolge ebenso für die frühe vs. späte Eskalation. In der Tat wird Cladribin immer häufiger früh im Krankheitsverlauf eingesetzt.
Darüber hinaus präsentierte Gold Daten, die unter einer Cladribin-Therapie eine sehr gute Impfantwort auf alle verwendeten COVID-19-Vakzine belegen, während sich S1P-Antagonisten und CD-Antikörper darin „sehr, sehr schwertaten“. Dies betrifft nicht nur die B-Zell-Impfantwort, sondern neuen Daten zufolge auch die TZell- Antwort, betonte er auf dem Symposium. In Bezug auf die COVID-19-Impfung und Boosterung muss weder der Therapiestart von Cladribin verzögert, noch die Therapie unterbrochen werden, betonte Gold. Bewährt hat sich für die COVID-19-Impfung ein Abstand von zehn Wochen zur letzten Cladribin-Einnahme. Zu erwarten ist eine „exzellente Impfantwort“. Auch in einem anderen Aspekt „müssen Sie sich keine Sorgen machen“, sagte der Neurologe. Anders als unter Fingolimod und Ocrelizumab wurden bislang unter Cladribin-Tabletten keine Impfdurchbrüche publiziert. JL
Quelle: Industriesymposium: „Merck: Hit hard and early – noch zeitgemäß?“. DGN, 04. Nov. 2021. 

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