In einer Kohorte von 319.994 Krankenversicherten mit einer MS-Diagnose wurde nach Überprüfung bei 2.001 (0,62 %) eine NMOSD diagnostiziert. Geschlecht und Alter unterschieden sich zwischen den richtig und falsch diagnostizierten Patienten nicht wesentlich. Um diesen Zusammenhang zu überprüfen, wurde eine klinische Kohorte von MS-/NMOSD-Patienten der Klinik in Kentucky ausgewertet. Hier ergab sich anhand später durchgeführter AQP4- und MOG-Antikörper-Tests mit 7,4 % (vier von 54 Patienten) eine deutlich höhere Rate an NMOSD-Fällen, bei denen zunächst fälschlich eine MS diagnostiziert worden war.
Die Autoren ziehen das Fazit, dass die klinischen Symptome und die klassischen MRT-Befunde sowie die Anwendung der McDonald- bzw. Wingerchuk-Kriterien eine MS im Behandungsalltag nicht sicher von einer NMOSD diskrimineren. Zudem weisen etwa 15 % der NMOSD-Patienten keine AQP4-Antikörper auf – und Tests können schließlich auch falsch-negativ sein.
Sie empfehlen, zur Differenzialdiagnose der beiden Erkrankungen sowie auch von Optikusneuritis, transverser Myelitis und diverser Hirnstammsyndrome dringend spezielle Richtlinien zu erarbeiten. AQP4-Tests könnten auch bei vermeintlich typischer MS durchaus sinnvoll sein. HL