Teilnehmer waren 63 männliche und 20 weibliche Heroinabhängige, die seit mindestens sechs Monaten Methadon (10-600 mg/d, durchschnittlich 87 mg/d) als alleinige medikamentöse Suchtbehandlung erhielten. Andere Drogen oder mit kardialen Risiken behaftete Medikamente wurden nicht eingenommen. Als obere Normgrenzen des frequenzkorrigierten QT-Intervalls (QTc) wurden für Männer 440 ms, für Frauen 460 ms angesetzt. Für das gesamte Studienkollektiv betrug die QTc-Zeit ohne geschlechtsspezifische Unterschiede im Mittel 423 ms. 69 Teilnehmer (83,1%) zeigten ein QTc- Intervall oberhalb der alters- und geschlechstbezogenen Referenzwerte. Bei zehn Probanden (12,0%) waren die QTc-Zeiten verkürzt und lediglich in vier Fällen (4,8%) lag der Messwert im Referenzbereich. Ein als kritisch anzusehender Anstieg auf über 500 ms betraf zwei Patienten (43 bzw. 33 Jahre alt; 120 bzw. 90 mg/d Methadon; 528 bzw. 556 ms). Eine signifikante Korrelation zwischen täglicher Methadon-Dosis und der Dauer des QTc-Intervalls fand sich in dieser Studie nicht. Da jedoch die Methadon-Plasmaspiegel zum Zeitpunkt des EKGs nicht überprüft worden waren, kann eine konzentrationsabhängige QTc-Verlängerung nicht definitiv ausgeschlossen werden. Als Mechanismus kommt zum Beispiel die Hemmung des HERG-Kaliumkanals durch Methadon in Frage, der an der Repolarisierung der Herzmuskelzellen beteiligt ist.
QTc-Intervall bei Langzeiteinnahme
Neuro-Depesche 5/2005
Kardiale Risiken unter Methadon?
Seit einige Fälle von "Torsade de pointes" und plötzlichem Herztod unter Methadon-Ersatztherapie bekannt wurden, wird die kardiale Sicherheit der Substitution diskutiert. Die EMEA hat bereits empfohlen, den Methadon-Einsatz bei Patienten mit verlängertem QT-Intervall zu beschränken. In Italien wurde nun die Inzidenz von QT-Zeit-Verlängerungen bei langfristiger Behandlung untersucht.
Quelle: Maremmani, I: QTc interval prolongation in patients om long-term methadone maintenance therapy, Zeitschrift: EUROPEAN ADDICTION RESEARCH, Ausgabe 11 (2005), Seiten: 44-49