Psychische Belastung der Angehörigen

Neuro-Depesche 11/2005

Kann eine CBT die Pflegenden schützen?

Die Belastungen, denen Menschen ausgesetzt sind, die chronisch Kranke zu Hause pflegen, können enorm sein. In einigen Studien zeigte sich die psychiatrische Morbidität von häuslichen Betreuern von Vollpflegepatienten gegenüber der Normalbevölkerung auf das Fünffache erhöht. Nun wurde in einer kleinen britischen Studie randomisiert untersucht, ob belastete pflegende Angehörige von Patienten mit M. Parkinson von einer kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) profitieren.

Eine Studie zeigte, dass für Parkinson-Pflegende je nach Krankheitsstadium elf bis 30 pflegerische Handlungen pro Tag notwendig waren. Zu den rein physischen Belastungen kommen psychische Stressoren durch die nicht-motorischen Symptome der Patienten wie Depression, Angst, Halluzinationen, Schlafstörungen, Verhaltensänderungen, kognitiver Abbau etc. hinzu. Vielfach beginnen die Pflegenden selbst an Schlafstörungen, depressiven und Angstsymptomen, Vereinsamung und anderen reaktiven Veränderungen zu leiden. Britische Psychiater führten eine explorative Studie an 30 überwiegend weiblichen Personen durch, die einen zumeist männlichen Angehörigen mit Morbus Parkinson pflegten. Einschlussbedingung war ein Score > 5 im General Health Questionnaire (GHQ-28), das auch der primären Bewertung der Wirksamkeit diente. Die Teilnehmer wurden randomisiert einer Therapie- oder Kontrollgruppe zugewiesen. Die Behandlung bestand aus elf bis 19, durchschnittlich 14,7 wöchentlichen Einzelsitzungen einer aus dem Demenzbereich entlehnten, auf die Parkinson-Erkrankung angepassten CBT. Sie umfasste verschiedene Module und war u. a. auf einzelne Stressoren und die entsprechenden Coping-Möglichkeiten fokussiert. Nach Durchlaufen der Studie zeigte sich in der Therapiegruppe gegenüber den Kontrollen eine signifikante Besserung der Scores des GHQ-28 um 20,7 Punkte (von 36,9 auf 16,2), in der Kontrollgruppe aber nur um 6,8 Punkte (von 33,7 auf 22,6) Insbesondere besserten sich in der CBT-Gruppe somatische Symptome, Angst und Schlafstörungen sowie soziale Funktionsbeeinträchtigungen. Die Subskalenwerte für schwere Depressionen wurden aber kaum beeinflusst. Darüber hinaus führte die CBT zu einer signifikanten Abnahme der gemessenen und der subjektiven Belastung der Pflegenden, die als sekundäre Parameter erhoben worden waren. Alle Besserungen hielt auch über die Nachbeobachtungsperiode von drei Monaten praktisch unverändert an.

Quelle: Secker, DL: Cognitive behavioural therapy (CBT) for carers of patients with Parkinson`s disease: a preliminary randomised controlled trial, Zeitschrift: JOURNAL OF NEUROLOGY, NEUROSURGERY AND PSYCHIATRY, Ausgabe 76 (2005), Seiten: 491-497

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