Gewichtsentwicklung nach der Geburt

Neuro-Depesche 12/2015

Jungen sind häufiger übergewichtig, aber nicht adipös

Zertifizierte Fortbildung

Epidemiologische Studien konnten einen Zusammenhang zwischen ADHS und Übergewicht feststellen. Nun haben Forscher aus Polen genauer untersucht, welche Rolle das Geburtsgewicht bei der späteren Entwicklung von Übergewicht und ADHS spielt und ob Stimulanzien einen Einfluss haben.

In der Querschnittstudie wurden 615 Jungen im Alter zwischen 6 und 18 Jahren eingeschlossen, 219 Kinder (11,2 ± 2,7 Jahre) mit und 396 (10,8 ± 2,8 Jahre) ohne ADHS. Neben dem Geburtsgewicht (niedrig: < 2500 g; normal; 2500–4000 g; hoch > 4,000 g) und aktuellem BMI wurden Variablen wie das elterliche Einkommen, Ausbildungsstatus und Wohnort sowie ADHS-Typ, Komorbiditäten (Depression) und Medikamenteneinnahme der Kinder und Jugendlichen erfasst.
In der ADHS-Gruppe ergab sich im Vergleich zur Kontrollgruppe eine mehr als doppelt so hohe Rate an niedrigem Geburtsgewicht (8,2% vs. 3,0%; p = 0,02). Die untergewichtigen Kinder waren auch später praktisch nie übergewichtig (0% vs. 12,1% bzw. 12,5% bei den Kindern mit normalem/erhöhtem Geburtsgewicht, p = 0,04).
Dessen ungeachtet lag Übergewicht/Adipositas zum Zeitpunkt der Untersuchung bei 22,4% der ADHS-Kinder vor, aber nur bei 13,9% der Kinder ohne ADHS (p = 0,007). Dies betraf hauptsächlich ein Übergewicht (17,3% vs. 8,3%; p < 0,001), während Fettleibigkeit (5,0% vs. 5,6%; p = 0,78) bei den Buben mit und ohne ADHS nicht signifikant unterschiedlich ausfiel, ebenso wenig wie ein Untergewicht (2,3% vs. 1%; p = 0,21).
Insgesamt nahmen 79 der Jungen mit ADHS- (36,1%) Stimulanzien ein. Gegenüber den übrigen ergab sich in der Rate an Übergewicht/Adipositas (22,4% vs. 22,8%; p = 0,91) und im BMI (p = 0,80) ebenso wenig ein signifikanter Unterschied wie in allen anderen berücksichtigten Variablen.
Insgesamt blieb nach Kontrolle auf alle anderen Variablen eine signifikante Risikoerhöhung für ein Übergewicht in der ADHS-Gruppe erhalten, die Odds Ratio dafür betrug 2,44 (95%-KI: 1,38–4,29; p = 0,002). Auf eine Adipositas traf dies aber nicht zu. NW
Kommentar

Obwohl Jungen mit ADHS häufiger ein niedriges Geburtsgewicht aufweisen als die gesunden Buben, sind sie später – unabhängig von allen anderen Variablen – zu einem deutlich größeren Anteil übergewichtig.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Hanç T et al.: ADHD and overweight in boys: crosssectional study with birth weight as a controlled factor. Eur Child Adolesc Psychiatry 2015; 24(1): 41-53

ICD-Codes: F90.

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