Unberechenbarkeit cerebraler Anfälle

Neuro-Depesche 2/2000

Jugendliche fühlen sich fremdbestimmt

Erwachsene mit Epilepsie weisen nicht selten depressive Symptome auf (34%-78%), bei Kindern wurde dieser Symptomatik bisher wenig Aufmerksamkeit gewidmet.

Bedeutung erfährt die psychopathologische Untersuchung von Jugendlichen mit Epilepsie nicht zuletzt durch die Tatsache, dass die Suizidversuchsrate bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Epilepsie erhöht ist. Zur Evaluierung möglicher, auf depressive Symptomatik Einfluss nehmender Faktoren wurden 115 Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren mit dem "Children's Depression Inventory" und der Angst- und Depressions-Subskala des "Youth Self-Report" untersucht. Weitere Fragebögen dienten der Erfassung der familiären Beziehungen, der Wahrnehmung der Mütter und der Coping-Strategien der Jugendlichen. Die cerebralen Anfälle waren durchschnittlich mit 4,9 Jahren aufgetreten und bestanden mindestens seit einem Jahr. Heranwachsende mit weiteren chronischen Erkrankungen und/oder geistiger Retardierung wurden von der Untersuchung ausgeschlossen. Etwa 22% der Untersuchungsteilnehmer wiesen eine depressive Symptomatik auf. Als hauptsächliches Ergebnis wurde deutlich, dass die Jugendlichen sich unter dem Einfluss externer Kontrolle stehend erlebten, was vermutlich auf das unvorhersagbare Auftreten der cerebralen Anfälle zurückzuführen ist. Auch in ihrem sozialen Umfeld fühlten sich die Jugendlichen fremdbestimmt. Der Mangel des Gefühls Einfluss nehmen zu können, die Wahrnehmung fehlender familiärer Unterstützung und eine negative Einstellung der Krankheit gegenüber, stellten, wenn sie gemeinsam vorlagen, eine Erklärungsmöglichkeit für den Zusammenhang zwischen Epilepsie und Depression dar.

Quelle: Dunn, DW: Symptoms of depression in adolescents with epilepsy, Zeitschrift: JOURNAL OF THE AMERICAN ACADEMY OF CHILD AND ADOLESCENT PSYCHIATRY, Ausgabe 38 (1999), Seiten: 1132-1138

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