Tiefe Hirnstimulation (DBS)

Neuro-Depesche 3/2011

Jetzt auch zur Therapie der Depression?

Für Patienten mit einer Depression, die auch nach mehreren adäquaten medikamentösen Therapieversuchen nicht ansprechen, werden über die EKT hinaus dringend Behandlungsalternativen benötigt. Eine schwedisch-britische Arbeitsgruppe untersuchte nun im Rahmen einer Übersichtsarbeit die Studienlage zu den therapeutischen Aussichten einer tiefen Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation, DBS) bei chronisch-therapieresistenten depressiven Patienten.

In der Literatur fanden sich zwei Fallberichte und drei Studien an insgesamt 47 Patienten, bei denen eine DBS in fünf verschiedenen Hirnregionen durchgeführt worden war. Die Patienten waren durchschnittlich knapp 50 Jahre alt, seit 17 bis 21 Jahren an einer Major Depression erkrankt und hatten zumeist alle erdenklichen Therapien einschließlich einer EKT erhalten. In allen Studien ergaben sich für die DBS positive Therapieeffekte.

So führte die DBS des Nucleus accumbens bei zehn Patienten nach einem Jahr zu einer durchschnittlichen Verringerung der Depressivität nach der Hamilton Depression Rating Scale (HDRS) um 36%; bei der Hälfte der Behandelten wurde eine Reduktion ≥ 50% erzielt. Nahezu jeder dritte zuvor therapierefraktäre Patient (30%) erreichte eine Remission.

Eine DBS der Capsula interna/des ventralen Striatums bei 15 Patienten resultierte in Jahresfrist in einer Abnahme der Depressivität um 44%. Sie erwies sich sogar in vielen Fällen als anhaltend. So betrug die HDRS-Reduktion bei der letzten Untersuchung nach durchschnittlich zwei Jahren 57%. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 40% der Patienten in voller Remission.

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Fazit
?! Obgleich die Datenlage als dürftig bezeichnet werden muss, erscheint die DBS dieser Literaturauswertung zufolge für eine gut selektierte Klientel chronisch refraktärer depressiver Patienten als aussichtsreich. Kritisch ist jedoch die nicht niedrige Rate an psychiatrischen Störungsbildern. Insgesamt muss die DBS bei der Depression – ähnlich der (deutlich besser vertragenen) repetitiven transkraniellen Stimulation oder der Vagusnerv-Stimulation – gegenwärtig noch klar als experimentelle Therapie gelten.

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