Review und Metaanalyse zu malignen Erkrankungen

Neuro-Depesche 11-12/2019

Ist die Krebsmortalität doppelt so hoch?

Zertifizierte Fortbildung
Die zahlreichen Studien zur Krebssterblichkeit bei Schizophrenie ergeben ein insgesamt widersprüchliches Bild. Jetzt untersuchten chinesische Autoren mit systematischem Ansatz, ob einzelne Krebsarten bzw. -lokalisationen bei Patienten mit Schizophrenie gehäuft auftreten. In ihrer Metaanalyse fand sich in der Tat eine teils verdoppelte Krebsmortalität.
Sieben Studien mit insgesamt 1.162.971 schizophren erkrankten Teilnehmern und Kontrollen wurden identifiziert und in die Metaanalyse einbezogen. Quantitativ analysiert wurden die Mortalitätsrisiken durch maligne Neubildungen von Brust (Frauen) und Prostata (Männer) sowie Dickdarm und Lunge (bei beiden Geschlechtern).
Nach einem gebräuchlichem Randomeffects- Modell zeigte sich anhand der gepoolten Daten in der Gesamtgruppe der schizophren erkrankten Patienten gegenüber der jeweiligen Vergleichspopulation (Allgemeinbevölkerung oder Kontrollgruppe der Studie) ein signifikanter Anstieg des Mortalitätsrisikos für Brustkrebs (relatives Risiko [RR]: 1,97; 95 %-KI: 1,38-Lungenkrebs (RR: 1,93; 95 %-KI: 1,46-2,54; p < 0,001) und Dickdarmkrebs (RR: 1,69; 95 %-KI: 1,60-1,80; p < 0,00), nicht aber für Prostatakrebs (RR: 1,58; 95 %. KI: 0,79–3,15, p = 0,195). Nach Geschlecht unterschieden fanden sich erhöhte Mortalitätsrisiken durch Lungenund Dickdarmkrebs sowohl bei den weiblichen Patienten (RR: 2,49; 95 %-KI: 2,40-2,59; p < 0,001 bzw. RR = 2,42; 95 %-KI: 1,39-4,22; p < 0,002) als auch bei den männlichen Patienten (RR: 2,40; 95 %-KI: 2,30–2,50 bzw. RR: 1,90; 95 %-KI: 1,71–2,11; je p < 0,001).
Die Autoren stellten keinen „Publication Bias“ fest. Trotz teils sehr hoher Heterogenität zwischen den Studienergebnissen, wurden die gefundenen Risikoerhöhungen in mehreren Sensitivitätsanalysen grundsätzlich bestätigt. JL
Kommentar
Menschen mit Schizophrenie haben eine um etwa zehn bis 20 Jahre kürzere Lebenserwartung als die Bevölkerung. Die hohe Sterblichkeitsrate geht u. a. auf eine schlechtere medizinische Versorgung, ungesunde Lebensweise, Antipsychotika-Effekte und Suizid zurück. Die erhöhte Krebsmortalität in dieser Studie erfordert – in Anbetracht der Unterschiede in Krebsvorsorge, Diagnose, Behandlung und Pflege –den Autoren zufolge eine vermehrte Aufmerksamkeit und ggf. eine multidisziplinäre Versorgung.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Ni L et al.: Mortality of site-specific cancer in patients with schizophrenia: a systematic review and meta- analysis. BMC Psychiatry 2019; 19(1): 323 [Epub 28. Okt; doi: 10.1186/s12888-019-2332-z]

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