Therapie bei Erwachsenen

Neuro-Depesche 11/2005

Ist die Kombination mit CBT sinnvoll?

Die Symptome vieler erwachsener Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) werden pharmakologisch nur unzureichend kontrolliert. 20 bis 50% der Behandelten sind aufgrund nicht tolerierter Nebenwirkungen oder aufgrund unzureichender Symptomkontrolle "Non-Responder". In einer randomisierten Kohortenstudie wurde nun die Wirksamkeit einer speziellen kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) bei medikamentös behandelten erwachsenen ADHS-Patienten mit unzureichender Symptomkontrolle untersucht.

Bei 30 bis 80% der Kinder mit ADHS bestehen die Symptome über das Jugendlichenalter hinaus fort. Die Prävalenz der ADHS im Erwachsenenalter liegt nach Literaturangaben bei 1 bis 5%. Die ADHS des Erwachsenen geht mit erheblichen psychosozialen Einschränkungen einher. Sie betreffen die privaten Beziehungen, aber auch Ausbildung und Berufstätigkeit und damit auch den sozioökonomischen Status. In einer Kohortenstudie an 31 Erwachsenen (14 Männer, 17 Frauen) mit ADHS und unzureichendem medikamentösen Behandlungserfolg wurden 16 Betroffene zu einer CBT plus Fortführung der Pharmakotherapie (z. B. Stimulanzien, Bupropion, Venlafaxin) randomisiert, bei den übrigen 15 wurde ausschließlich medikamentös weiter behandelt. Die CBT umfasste u. a. Module zu Planung/Organisation, kognitive Restrukturierung, Kommunikationstraining und Umgang mit Wut/Ärger. Ermittelt wurden die Effekte auf ADHS-Symptomschwere, Depression und Ängstlichkeit sowie Änderungen des globalen klinischen Eindrucks in der standardisierten Selbst- und Fremdbeurteilung. Alle Patienten beendeten die Studie regulär. Im CBT-Therapiearm zeigte sich eine signifikante Besserung der ADHS-Symptome in der Fremd- (p < 0,01) und der Selbstbeurteilung (p < 0,0001). Die unabhängigen Beobachter fanden zudem eine signifikant verbesserte globale Symptomschwere (p < 0,002) sowie eine signifikant verringerte Ängstlichkeit und Depression. In der Selbstbeurteilung hatte sich die Ängstlichkeit in der CBT-Gruppe ebenfalls signifikant (p < 0,04) und die Depression immerhin tendenziell (p = 0,06) gebessert. Die Überlegenheit der CBT plus Pharmakotherapie in der Kontrolle der ADHS-Kernsymptome war gegenüber der rein medikamentösen Weiterbehandlung auch nach Kontrolle auf die Depressionsschwere nachweisbar. Insgesamt führte die Kombination mit 56% vs. 13% zu einer signifikant höheren Ansprechrate (p < 0,02).

Quelle: Safren, SA: Cognitive-behavioral therapy for ADHS in medication-treated adults with continued symptoms, Zeitschrift: BEHAVIOUR RESEARCH AND THERAPY, Ausgabe 43 (2005), Seiten: 831-842

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