KI-generiertes Bild von einem Forscher in KI-Umgebung, ein riesengroßes Gehirn ist auf dem Bildschirm.

Künstliche Intelligenz bei der Kopfschmerz-Diagnose für Nichtspezialisten

Neuro-Depesche 5-6/2023

Ist die KI-basierte Diagnostik zuverlässiger?

Bei Kopfschmerzerkrankungen sind Fehldiagnosen ein häufiges und ernstes Problem, gerade in der hausärztlichen Praxis. Jetzt wurde am japanischen Tominaga Hospital Headache Center ein auf künstlicher Intelligenz (KI) basierendes Diagnosemodell entwickelt. Konnte die Diagnosezuverlässigkeit durch das Modell verbessert werden?

Das mittels „PyCaret“ erstellte KI-Modell beruhte auf Daten von 4.000 Patienten (durchschnittliches Alter ca. 41 Jahre, 64 % Frauen), darunter 2.800 Trainings- und 1.200 Testdatensätze, bei denen die Diagnose von Kopfschmerzspezialisten gestellt worden war. In das Modell flossen 17 Variablen ein, darunter Alter, Geschlecht, Größe, Gewicht, Kopfschmerzbeginn, -häufigkeit, -schwere, -dauer und -lokalisation, Verschlimmerung durch körperliche Betätigung, Begleitsymptome, Aura, Akutmedikation und Familienanamnese. Laborund Bildgebungsbefunde wurden nicht berücksichtigt.

Validiert wurde das Modell anhand von 50 Patienten, bei denen zunächst fünf Nicht-Fachleute eine Diagnose stellten. Dann wurden die 50 Patienten zusätzlich mithilfe der KI diagnostiziert. Bewertet wurden die diagnostische Leistung bei Migräne, Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (MOH), Spannungskopfschmerz (TTH), Trigemino-autonomen Kopfschmerzen (TAK) und anderen primären sowie sekundären Kopfschmerzarten.

Erheblicher Zugewinn durch KI

Die Genauigkeit des KI-Modells im Testdatensatz (n = 1.200), die am höchsten für Migräne/MOH und TAK und am niedrigsten für sekundäre Kopfschmerzen ausfiel, lag insgesamt bei 76,25 % (Sensitivität: 56,26 %, Spezifität: 92,16 %, Präzision: 61,24 % und F-Werte: 56,88 %). Im Validierungsset (n = 50) diagnostizierten die fünf Nichtfachleute die Kopfschmerzen ohne KI mit einer Gesamtgenauigkeit von nur 46 % (Kappa: 0,212). Mit der KI verbesserten sich diese auf 83,20 % (Kappa: 0,678). Auch Sensitivität, Spezifität, Präzision und F-Werte verbesserten sich dabei deutlich. Die Konkordanz der Diagnosen zwischen der KI und den Spezialisten betrug hohe 0,815. Die Konkordanz bei den fünf Nichtspezialisten ohne KI war gering (0,023 - 0,362) und nahm mit der KI ganz erheblich zu (0,606 - 0,874).

Kommentar
In Japan mangelt es an Kopfschmerzspezialisten. Ein mithilfe der KI entwickeltes Diagnosemodell erhöhte die diagnostische Leistung von Nicht-Kopfschmerzspezialisten deutlich. Angesichts der Einschränkungen dieses Modells (monozentrische Daten, geringe Diagnose-Genauigkeit bei sekundären Kopfschmerzen) sind diese Reultate als vorläufig anzusehen. Es sind weitere Datenerhebungen und Validierungen erforderlich.
Quelle: Katsuki M et al.: Developing an artificial intelligence-based headache diagnostic model and its utility for non-specialists‘ diagnostic accuracy. Cephalalgia 2023; 43(5): 3331024231156925 [Epub Mai; doi: 10.1177/03331024231156925] 
ICD-Codes: R51
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