Ischämischer Schlaganfall bei Kindern

Neuro-Depesche 5-6/2017

Inzidenz epileptischer Anfälle und die wichtigsten Risikofaktoren

Zertifizierte Fortbildung

Wie häufig kommt es nach einem arteriellen ischämischen Schlaganfall (AIS) pädiatrischer Patienten zu epileptischen Anfällen bzw. zu einer Epilepsie-Erkrankung? Die Studienlage dazu ist mit Inzidenzen von 13% bis 67%, die zudem stark vom Lebensalter abhängen, sehr heterogen. Außerdem ist unklar, welche Prädiktoren es für die oft dramatischen Folgen gibt. Diese Fragen beantworteten jetzt US-Neurologen anhand einer retrospektiven Analyse von mehr als 200 Kindern. Im Fokus stand das Outcome der Patienten nach zwei Jahren.

Die Auswertung umfasste 218 zwischen 2006 und 2014 behandelte Patienten mit einem neonatalen bzw. „probable“ perinatalen AIS (NAIS bzw. PPAIS) bzw. einem AIS im Kindesalter (> 28 Tage; CAIS).
Akut-symptomatische (zumeist klonische) Krampfanfälle (< Tage nach dem Ereignis) ereigneten sich bei 94% (70/74) der NAIS-Patienten und bei 17% (18/105) der CAIS-Gruppe, wurden aber bei keinem PPAIS-Patienten registriert.
Bei einer medianen Follow-up-Dauer in der Gesamtkohorte von 3,4 Jahren betrug die kumulative Inzidenz von unprovozierten Anfällen (später als 7 Tage nach dem Ereignis: Remote symptomatic seizures, RSS) nach zwei Jahren 19% im NAIS-, 24% im PPAIS-, und 7% im CAIS-Kollektiv, die einer manifesten Epilepsie bei 11% (NAIS), 19% (PPAIS) und 7% (CAIS).
Die CAIS-Patienten mit akuten symptomatischen Anfällen waren im Durchschnitt erheblich jünger (median 1,3 vs. 9,3 Jahre) und hatten eine sieben- bzw. neunmal höhere Wahrscheinlichkeit, im Nachbeobachtungszeitraum RSS und eine Epilepsie zu entwickeln (Hazard Ratio: 6,95; p = 0,003 bzw. 9,26; p = 0,002).
PPAIS-Patienten hatten gegenüber CAIS-Patienten ein drei- bzw. 2,5-fach höheres Risiko für RSS (HR: 3,02; p = 0,007) und Epilepsie (HR: 2,5; p = 0,0038). Bei NAIS-Patienten war dies vs. CAIS tendenziell auch für das RSS-Risiko der Fall (HR: 2,09; p = 0,07), nicht aber für das Epilepsie-Risiko (HR: 1,35; p = 0,50).
Im Übrigen war das Outcome aller 34 Patienten, die eine Epilepsie entwickelt hatten, in der Regel gut. Zum letzten Follow up (nach median < 2 Jahren) lag ihre Anfallsfrequenz bei weniger als einem Anfall pro Monat (median Engel-Klasse ≤ 2). JL
Kommentar

RSS und Epilepsien sind bei pädiatrischen Patienten mit akutem Schlaganfall häufig (generell häufiger bei PPAIS > NAIS > CAIS). Besonders gefährdet erscheinen Kinder mit perinatalem Hirninfarkt und solche mit Hirninfarkt in der Kindheit, wenn sie mit akuten symptomatischen Anfällen einhergehen. Bei diesen Patienten sollte nach Biomarkern der Epileptogenese und nach therapeutischen Ansätzen gesucht werden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Billinghurst LL et al.: Incidence and predictors of epilepsy after pediatric arterial ischemic stroke. Neurology 2017; 88(7): 630-7

ICD-Codes: I63.9

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