In der Aufzeichnung von interiktalen EEG's bei Patienten mit fokalen Epilepsien finden sich synchrone paroxysmale Membrandepolarisationen durch hyperexzitable Neuronengruppen. Der Lehrmeinung folgend gehen diese interiktalen Spikes (IS) Anfällen voraus. Diese Annahme fußt jedoch kaum auf experimentellen Beweisen. Insbesondere in der prächirurgischen Diagnostik von fokalen Epilepsien konnten gegenteilige Beobachtungen gemacht werden: (I) IS und iktale Entladungen werden von unterschiedlichen Neuronenpopulationen erzeugt und laufen über unterschiedliche zelluläre und molekulare Mechanismen; (II) die IS-Regionen entsprechen nicht den Hirnregionen, in denen der Anfall beginnt; (III) die Anzahl der IS steigt kurz vor einem Anfall nicht an, ist aber nach einem Anfall erhöht; (IV) verminderte IS gehen einem Anfall voraus; (V) bei Zunahme der IS kommt es zu einer Abnahme iktaler Ereignisse. Experimentelle Ergebnisse verweisen auf ein multimechanistisches Entstehen synchroner neuronaler Entladungen mit IS, wobei sowohl synaptische als auch nicht-synaptische Vorgänge eine Rolle spielen. Wichtig ist die Beobachtung, dass SNE's mit IS eine lang anhaltende inhibitorische Wirkung nach sich ziehen. Diese lang anhaltende Depression könnte die Grundlage des periodischen Auftretens von IS sein. (Be)
Grundlagenforschung
Neuro-Depesche 9/2001
Interiktale Spikes verhindern epileptische Entladungen
Die Bedeutung interiktaler Spikes ist unklar. Hinweise legen jedoch einen negativen Zusammenhang mit dem Auftreten von Anfällen nahe.
Quelle: de Curtis, M: Interictal spikes in focal epileptogenesis, Zeitschrift: PROGRESS IN NEUROBIOLOGY, Ausgabe 63 (2001), Seiten: 541-567