US-Soldaten nach Kriegseinsatz

Neuro-Depesche 4/2012

Insomnie als Vorbote oder Folge einer PTBS?

Geht die Insomnie einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) bzw. einer Depression voraus oder ist sie die Folge dieser bei Soldaten nach einem Kriegseinsatz häufig auftretenden psychischen Erkrankungen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer US-amerikanischen Längsschnitt-Studie.

Die hohe Prävalenz von Schlafstörungen bei heimgekehrten Soldaten nach einem Kriegseinsatz überrascht nicht, denn Schlafprobleme sind ein diagnostisches Kriterium für die PTBS und treten auch als komorbide Erkrankung bei einer Reihe psychologischer Probleme auf. Es gibt jedoch eine wachsende Evidenz dafür, dass Schlafstörungen häufig einer Depression, Angststörung und Alkoholabusus vorausgehen. So zeigt ein Review klinischer Studien zur Psycho- oder Pharmakotherpaie der Depression, dass Insomnie bei einer partiellen Remission zu den häufigsten Restsymptomen gehörte, bei Vollremission sogar das häufigste Restsymptom war. Dies deutet darauf hin, dass es sich bei der Insomnie um eine unabhängige Dysfuntion handelt, die zu einer Depression führt. Weniger wahrscheinlich ist der umgekehrte Ansatz. Weiterhin weisen Forschungen darauf hin, dass Insomnie ein Rezidiv der Depression vorhersagen kann.

Inwieweit Schlaflosigkeit sozusagen die Vorstufe einer PTBS und Depression ist oder doch eher PTBS und Depression eine Insomnie auslösen, wurde nun mittels eines Cross-lagged Längsschnitt-Designs bei 659 US-Soldaten geprüft, die im Irak im Kampfeinsatz waren. Zu zwei Zeitpunkten (vier und weitere acht Monate nach dem zwölfmonatigen Einsatz) wurde in Kombination mit einem strukturellen Vergleichsmodell die relative Stärke der beiden Möglichkeiten – Insomnie als Vorbote oder als Folge einer PTBS/Depression – untersucht.

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Fazit
?! Bei klinischen Patienten hat sich gezeigt, dass Schlafstörungen die als komorbide Erkrankung von Depressionen auftreten, auch ohne direkte Therapie der Depression erfolgreich behandelt werden können. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie lassen für die Risikopopulation von Soldaten nach einem Kriegseinsatz, die (noch) keine anderen psychischen Symptome zeigen, vergleichbare Schlussfolgerungen zu: Es besteht die Möglichkeit, dass die frühe Behandlung von Schlafstörungen den Ausbruch anderer psychischer Erkrankungen verhindern kann. Bereits in mehreren Studien zuvor war der Nutzen einer rechtzeitigen Insomnie-Diagnose und -Therapie zur Prävention psychischer Folgeerkrankungen belegt worden.

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