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Krankheits- und Behinderungsprogression bei MS-Patienten

Neuro-Depesche 3/2022

Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit als Prognose-Marker?

Die Vorhersage von der Progression der MS und der Behinderung ist im Einzelfall sehr schwierig. Könnte die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit als prognostischer Marker dienen und dabei helfen, die gefährdeten Patienten zu identifizieren?
Dafür unterzogen sich in Graz 85 MS-Patienten (64 % weiblich; 60 % schubförmige MS; mittleres Alter: 36,78 ± 9,63 Jahre) der Brief Repeatable Battery for Neuropsychological Test (BRB-N), die anhand des Symbol Digit Modalities Test (SDMT) auch die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit (IPS) misst. Zudem wurden T1- und T2-MRT-Scans (FLAIR) angefertigt. Ein EDSS-Score ≥ 3,0 (n = 34) galt als Grenzwert für eine stärkere Behinderung. Eine stille Progression bei RMS (n = 46) war definiert als eine EDSS-Verschlechterung um mindestens 0,5 Punkte ohne Schub und MRT-Läsion. Die Nachbeobachtungsdauer betrug durchschnittlich sieben Jahre.
 
Korrelation mit EDSS-Progress
Auf den Behinderungsstatus hatten demografische Daten (Alter, Bildung), klinische Merkmale (initialer EDSS-Wert, MS-Dauer und -Phänotyp, annualisierte Schubrate [ARR]) und MRT-Befunde (Hirnvolumen, T2-Läsionslast) wesentliche Einflüsse. In hierarchischen Regressionsmodellen („STEPWISE“ forward) war neben Alter (Odds Ratio: 1,10, p = 0,028), initialem EDSS (OR: 2,42, p = 0,007) und ARR (OR: 143,65; p = 0,001) die IPS im SDMT (OR: 0,23, p = 0,001) ein signifikanter Prädiktor für einen EDSS ≥ 3,0 zum Follow-up. Für die annualisierte Behinderungsprogression erwies sich die IPS im adjustierten Modell als ein signifikanter Prädiktor (R² = 0,257, β = -0,26 p = 0,012). Bei den sieben Patienten mit stiller Progression fiel die IPS – neben anderen Parametern (Alter, MS-Dauer, T2-Läsionsast etc.) – ebenfalls signifikant schlechter aus als bei den 39 ohne stille Progression (p = 0,038). Die Berechnung eines prognostischen Wertes war aufgrund der geringen Fallzahlen aber nicht möglich. HL
Fazit
Da Defizite in der IPS mit einem höheren Risiko für körperliche Behinderungen und der MS-Progression assoziiert waren, empfehlen die Autoren, die neuropsychologische Diagnostik in die klinische Standardversorgung zu integrieren.
Quelle: Hechenberger S et al.: Information processing speed as a prognostic marker of physical impairment and progression in patients with multiple sclerosis. Mult Scler Relat Disord 2022; 57 [Epub 29. Okt.; doi: 10.1016/j.msard.2021.103353]
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