Grenzen der oralen Therapie

Neuro-Depesche 9/2004

In der Spätphase besser beweglich mit Apomorphin

Nach fünf bis acht Jahren einer Levodopa-Therapie leidet die Mehrheit der Parkinson-Patienten unter motorische Komplikationen. Wenn mit einer oralen Mehrfachkombination eine ausreichend gute Beweglichkeit über 24 Stunden nicht realisierbar ist, bleiben nur zwei Möglichkeiten: Ein stereotaktischer Eingriff oder die - risikoärmere - subkutane Apomorphin-Therapie.

Apomorphin ist der stärkste Dopaminagonist, er wird wegen minimaler oraler Bioverfügbarkeit parenteral verabreicht. Als subkutane Applikationsformen stehen Pens, Ampullen und eine Dosierpumpe zur Verfügung: Patienten, die pro Tag nicht mehr als fünf schwere Off-Phasen erleiden, können ihre Beweglichkeit mit dem Pen bei Bedarf innerhalb weniger Minuten wieder herstellen. Patienten mit starken Fluktuationen, häufigeren Off-Phasen und Dyskinesien sollten kontinuierlich mittels Pumpe behandelt werden. Unter Apomorphin können orale Parkinson-Medikamente weitgehend reduziert, manchmal sogar abgesetzt werden. Klinische Studien belegen, dass die Off-Zeiten sowohl unter kontinuierlicher als auch intermittierender Therapie mit Apomorphin um mehr als 50% abnahmen. Die Dyskinesie-Zeiten verringerten sich bei kontinuierlicher Therapie um durchschnittlich 85%, die Dyskinesie-bedingte Behinderung nahm um 65% ab. Der optimale Effekt gegen Dyskinesien stellt sich dabei allerdings erst nach durchschnittlich 18 Monaten ein. Da Apomorphin initial auch emetogen wirkt, sollte der Patient zu Beginn der Therapie zusätzlich Domperidon erhalten. Limitierend für die Langzeittherapie ist nicht selten die Bildung subkutaner Hautknoten an der Einstichstelle sowie Halluzinationen. Letztere sind ein generelles Problem der dopaminergen Therapie und treten z. B. bei oralen Dopaminagonisten häufiger auf. Für das derzeit einzige in Deutschland für die Parkinson-Therapie zugelassene Apomorphin-Präparat besteht übrigens keine Kühlkettenpflicht. (ab)

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