Drei Jahre schubfrei

Neuro-Depesche 4/2021

Immuntherapie nach Remission absetzen?

Schübe tragen bei NMOSD-Patienten wesentlich zur Behinderungsprogression bei. Ob es sinnvoll ist, die immunsuppressive Therapie (IST) nach einem schubfreien Zeitraum von ≥ 3 Jahren abzusetzen, wurde jetzt in einer retrospektiven Studie untersucht.
Eingeschlossen wurden 17 durchschnittlich 40 Jahre alte Patienten (15 Frauen) mit Antiaquaporin-4-Antikörper-positiver NMOSD. Das Absetzen der IST (meist Azathioprin, seltener Mycophenolatmofetil und in einem Fall Rituximab) erfolgte nach einer schubfreien Zeit von durchschnittlich 62 Monaten. Alle wurden median fünf Jahre lang nachbeobachtet.
Bei 14 der 17 Patienten (82 %) traten – durchschnittlich sechs Monate (Interquartilbereich [IQR]: 4 - 34 Monate) nach Absetzen der IST – im Follow-up neue Schübe auf.
Dabei erlitten drei der 14 Patienten (18 %) ausgesprochen schwere Schübe. Interessanterweise hatten alle drei schon in der Vorgeschichte (vor IST-Beginn) schwere Schübe erfahren. Diese drei Patienten erhielten als Akutbehandlung Steroide, gefolgt von einem Plasmaaustausch. Dennoch zeigten zwei von ihnen sechs Monate später eine schlechte Rückbildung der Sym- ptome und eine signifikante Verschlechterung des EDSS-Scores. HL
Fazit
Das Absetzen der IST kann das Risiko eines akuten Schubes bei seropositiven NMOSD-Patienten auch nach fünfjähriger Remission massiv erhöhen. Angesichts der potenziell verheerenden Folgen jedes einzelnen Schubs ist also äußerste Vorsicht geboten – offenbar besonders bei Patienten, die schon früher schwere Schübe erlitten hatten. Hier ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung zu treffen.
Quelle: Kim SH et al.: Discontinuation of immunosuppressive therapy in patients with neuromyelitis optica spectrum disorder with aquaporin-4 antibodies. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm 2021; 8(2): e947 [Epub 23. Feb.; doi: 10.1212/NXI.0000000000000947]
ICD-Codes: G36.0

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