EMCDDA-Übersicht zum Cannabis-Konsum

Neuro-Depesche 7-8/2017

Immer mehr Therapiesuchende in Europa

Zertifizierte Fortbildung

Der Cannabis-Konsum in Europa nimmt zu. Es wird geschätzt, dass etwa jeder zehnte Konsument eine Abhängigkeit entwickelt. Das in Lissabon ansässige European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) hat nun die europäischen und nationalen Trends für die Behandlung Cannabis-assoziierter Probleme untersucht.

2014 haben geschätzte 83 Millionen erwachsene Europäer und damit 25% aller Einwohner im Alter zwischen 15 und 64 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert, unter den Jüngeren (15–34 Jahre) sogar 34%. Es wird angenommen, dass etwa 1% aller Erwachsenen in Europa täglich oder fast täglich (≥ 20 Tage im letzten Monat) Cannabis zu sich nimmt.
Die aktuelle Auswertung basiert auf den Daten aus 22 europäischen Ländern (EU-22) der Jahre 2003- 2014. Im Jahre 2014 wurden 400 125 Suchtbehandlungen registriert, unter den Behandelten war Cannabis die am häufigsten konsumierte Droge (n = 116 673; 29%). Davon waren 67 444 Cannabis-Erstbehandlungen (46% aller Drogen-Ersttherapien). Der Anteil an Cannabis- Behandlungen unter allen Drogen-Behandelten variierte stark zwischen 8% in Bulgarien und 77% in Frankreich und Zypern.
Die meisten 2014 wegen Cannabis Behandelten wurden aus dem United Kingdom (n = 15 895) gemeldet, gefolgt von Deutschland (n = 14458), Spanien (n = 12 912), Frankreich (n = 6897) und Italien (n = 5267).
Im Zeitraum 2003 – 2014 nahm die Zahl der Cannabis-Erstbehandlungen in EU-22 kontinuierlich von 32 178 auf 67 444 zu; die jährliche Steigerungsrate betrug 6,11%. Auch der Anteil an täglich oder fast täglich Cannabis konsumierenden Menschen stieg im Beobachtungszeitraum an, von 10 353 in 2003 auf 28 030 in 2014. Dies betraf auch die Rate an Cannabis- Erstbehandlungen unter allen Drogen-Erstbehandlungen, die von 29% auf 46% in 2014 zunahm.
Signifikant weiteten sich die Cannabis-Behandlungen in 14 der 22 Länder aus, darunter auch in Deutschland. Am stärksten betroffen waren Zypern, Litauen und Rumänien. Signifikante Abnahmen zeigten sich in sechs Ländern: Bulgarien, Tschechien, Finnland, Ungarn, Italien und Slowenien.
Eine „Joinpoint“-Regressionsanalyse bestätigte, dass die Zunahme an Cannabis-Behandlungen trotz erheblicher Unterschiede zwischen den einzelnen 22 Ländern in Europa insgesamt kontinuierlich steigt. JL
Kommentar

Als mögliche Gründe für die Zunahme an Cannabis-Behandlungen in Europa führen die Autoren mehrere Faktoren an: Zunahme des Cannabis-Konsums und assoziierter Probleme, Änderung in der Risikoeinschätzung der Konsumenten, Zunahme der Cannabis- Wirkstärken, Änderungen der Überweisungspraktiken, eine zunehmende Verfügbarkeit der Droge und erleichterter Zugang zu den Behandlungen.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Montanari L et al.: Cannabis use among people entering drug treatment in Europe: a growing phenomenon? Eur Addict Res 2017; 23(3): 113-21

ICD-Codes: F12.1

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x