Neue Registerdaten vom AAN zur Basistherapie

Neuro-Depesche 5-6/2018

IFNß in Schwangerschaft und Stillzeit sicher

In der bislang größten prospektiven Kohortenstudie zur Sicherheit der Therapie der MS mit Interferon-beta (IFNß) 1a in der Schwangerschaft wurde jetzt bestätigt, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass die seit mehr als 20 Jahre eingesetzten Medikamente dieser Klasse in irgendeiner Weise die Schwangerschaft negativ beeinflussen – ob die Frauen sie vor der Konzeption oder danach in jedwedem Trimester anwenden. Auch das Stillen scheint sicher. Dies zeigen zwei beim 70. Jahrestreffen der AAN 2018 präsentierte Poster.
Im europäischen Schwangerschaftsregister (31 Länder) und weiteren Datenbanken wurden bis dato (2009 bis 16. Juni) 2447 Schwangerschaften erfasst, die mit einem der fünf zugelassenen IFNß-Präparate behandelt worden waren. 948 Schwangerschaften mit bekanntem Outcome wurden ausgewertet. 82% führten zur Geburt eines gesunden Kindes. In den übrigen 18% wurden spontane (10,7%) und elektive (4,8%) Aborte, ektopische Schwangerschaften (0,4%), Totgeburten (0,3%) oder Kinder mit angeborenen Missbildungen (1,8%) zusammengefasst. Die Häufigkeit spontaner Aborte und Lebendgeburten mit angeborenen Missbildungen stimmen mit den Prävalenzen in der Bevölkerung überein: 10,7% vs. bis zu 21% bzw. 1,8% vs. 2,1–4,1%.
Eine ähnlich hohe Sicherheit wurde für IFNß in der Stillzeit anhand der Daten des Deutschen Multiple Sklerose und Kinderwunsch Registers (DMSKW) festgestellt. Die 72 prospektiv beobachteten Mütter waren während der Stillzeit mit IFNß (n = 41) oder Glatirameracetat (GLAT, n = 35) behandelt. Die Nachbeobachtungszeit betrug 1,33 bis 1,95 Jahre. Längenwachstum, Gewichtszunahme und Zunahme des Kopfumfangs lagen in der Norm. Alle Entwicklungsmeilensteine (Umdrehen, Sitzen, Stehen etc.) wurden erreicht. Die Zahl an Antibiotika-Behandlungen der Kinder lag im Rahmen derjenigen in der pädiatrischen Bevölkerung. Mit 4% häufigste unerwünschte Ereignisse (UE) waren Verzögerungen der motorischen Entwicklung, die Prävalenz in der Bevölkerung beträgt 5–6%.
Einen Schub erlitten in den ersten sechs Monaten postpartal 16 Mütter (23,53%) und im ersten postpartalen Jahr 18 Mütter (32,73%). Es ergaben sich Hinweise darauf, dass Frauen die Medikamente während der gesamten Schwangerschaft anwendeten, zumindest in den ersten drei postpartalen Monaten eine verringerte Schubrate hatten.
Zumindest in dem hier überblickten Zeitraum, fassen die Autoren zusammen, scheint sich das Stillen unter den beiden Basistherapien IFNß und GLAT in keiner Weise negativ auszuwirken. Mögliche negative Effekte von Schüben auf das Kind sind noch zu prüfen. JL
Quelle: Posterpräsentation: Hellwig K et al.: Cumulative Data from the European Interferon Beta Pregnancy Registry [P4.357], Hellwig K et al.: Interferon-ß /glatiramer acetate treatment during lactation in women with Multiple Sclerosis [P4.360]. 70th Annual Meeting der American Academy of Neurology (AAN), Los Angeles, 21.–27. April 2018

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