Neuro-Depesche 9/2004

Hypophysen-Infarkt durch GnRH-Analogum

Kalifornische Internisten berichten von einer jungen Frau, bei der es durch die Behandlung mit dem Gonadotropin releasing hormone (GnRH)-Analogum Leuprolid zu einem Hypophysen-Infarkt kam.

Einer 22-Jährigen, die sich für eine IVF als Oozytenspenderin zur Verfügung gestellt hatte, wurde zur ovariellen Stimulation einmal täglich Leuprolid injiziert. Nach der dritten Injektion traten Kopfschmerz und Erbrechen auf. Sie verstärkten sich und waren am fünften Behandlungstag neben Fieber der Grund für die stationäre Aufnahme. Die junge Frau berichtete einen unregelmäßigen Zyklus in der Vergangenheit, eine sechsmonatige Amenorrhoe vor vier Jahren und eine orale Kontrazeption. Die Natrium-Serumkonzentration nahm trotz intensiver Infusionsbehandlung von initial 126 auf bis zu 101 mmol/l ab. Die Patientin entwickelte eine Hemiplegie, wurde komatös und musste beatmet werden. CT und MRT der Sella zeigten eine ausgedehnte Masse, die das Chiasma komprimierte. Die transphenoidale Operation förderte einen hämorrhagisch/nekrotischen Hypophysen-Tumor hervor, der sich als Gonadotropin-sezernierendes Adenom erwies. CT und MRT zeigten ferner eine Infarzierung im Versorgungsgebiet der rechten und linken A. cerebri anterior. Weitere Befunde waren starke Vasospasmen verschiedener Hirnarterien, als Komplikation stellte sich ein Diabetes insipidus ein. Unter fortgesetzter Substitution der Schilddrüsen- und steroidalen Hormone hatte sich der neurologische Zustand einschließlich der anfänglich persistierenden Hemiparese nach einem Monat deutlich gebessert. Ein Jahr später war die Frau praktisch wiederhergestellt, auch die letzten kognitive Defizite verschwunden. Die Verursachung eines Hypophysen-Infarkts durch GnRH-Analoga oder -Agonisten bei Personen mit Hypophysenadenom wurde bereits zuvor beschrieben, der pathophysiologische Mechanismus ist aber noch unklar. Dies ist die erste Publikation einer Infarzierung unter Leuprolid im Rahmen einer Eizellspende. Es wird empfohlen, konsequent bei jedem Patienten mit anamnestischen Hinweisen auf ein Hypophysenadenom (z.B. Amenorrhoe) vor der Behandlung mit GnRH-Analoga oder -Agonisten ein entsprechendes Screening durchzuführen - endokrinologisch oder auch per Bildgebung. (JL)

Quelle: Engel, G: Pituitary apoplexy after leuprolide injection for ovum donation, Zeitschrift: JOURNAL OF ADOLESCENT HEALTH, Ausgabe 32 (2003), Seiten: 89-93

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