Neuro-Depesche 10/2015

Hoher BMI: Schützt er vor Suizidalität?

Anscheinend schützt ein hoher Body Mass Index (BMI) vor Suizidalität. Ein direkter Zusammenhang wurde für erhöhten BMI und Depression aufgezeigt, keine Korrelation ergab sich in einer aktuellen Studie jedoch zwischen erhöhtem BMI und Angststörungen.

Untersuchungen haben ergeben, dass ein hoher BMI mit einem erhöhten Risiko für Depressionen und Angststörungen verbunden ist. In der vorliegenden Studie standen nun die Zusammenhänge zwischen dem BMI von Kindern und elterlicher Angststörungen, Depressionen und Suizid im Fokus. Dazu wurden die Daten von 32 457 Mutter-Kind- bzw. Vater-Kind-Paaren aus der norwegischen HUNT-Studie herangezogen. Zur Bestimmung von Depreesion und Angststörungen diente die Hospital Anxiety and Depression Scale. Die Suizidmortalität wurde anhand des nationalen Registers bestimmt. Die Zusammenhänge wurden mittels logistischer und Cox-Regressionsanalysen berechnet. Der BMI sowohl der Mütter als auch der Väter stand in einem direkten positiven Zusammenhang mit dem Auftreten von Depressionen. Diese Assoziation traf auch auf die jeweiligen Kinder zu. Eine wesentliche Korrelation zwischen BMI und Angststörungen ergab sich jedoch nicht. Trotz geringer Präzision zeigte sich aber eine inverse Korrelation zwischen dem BMI des jeweiligen Elternteils und des Suizidrisikos. Auch beim BMI des jeweiligen Kindes wurde diese Korrelation beobachtet. Diese Ergebnisse bzgl. BMI und Suizidrisiko sollten aufgrund des breiten Koinfidenzintervalls jedoch mit Vorsicht interpretiert werden, betonten die Autoren. Die adjustierte Odds Ratios (OR) für Depressionen und Angst betrugen 1,22 und 1,27. Die geschätzte Hazard Ratio für Suizid lag bei 0,69.
Zwischen der Suizidmortalität und dem BMI des Elternteils und des entsprechenden Kindes bestand eine inverse Korrelation. Dies galt auch für Angststörungen. Dagegen ergab sich zwischen hohem BMI und Angststörungen kein Zusammenhang. GS
Kommentar

Adipositas stellt ein wachsendes Problem mit hoher Prävalenz dar. Im Rahmen der Therapie adipöser Patienten sollten Ärzte eine evtl. bestehende Depression in Betracht ziehen. Die Resultate der Studie zeigen aber, dass eine positive Assoziation zwischen BMI und Suizidrisiko nicht durch eine bereits vorhandene Depression vermittelt wird. Deshalb sind weitere Studien erforderlich, die den dem Suizid zugrundeliegenden biologischen Mechanismus genau untersuchen. Ein besseres Verständnis der Abläufe, auf denen die Verbindung zwischen Adipositas und dem Risiko für psychische Erkrankungen und Suizid basieren, könnte zu einer stärker personalisierten Medizin für Menschen mit Adipositas und Depressionen führen.

Quelle:

Bjørngaard JH et al.: Association of body mass index with depression, anxiety and suicide — an instrumental variable analysis of the HUNT study. PLoS ONE 2015; 10(7): [Epube: 13. Juni 2015, e0131708, doi:10.1371/journal.pone.0131708]

ICD-Codes: R45.8

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