Jugendliche mit Dauerkopfschmerz

Neuro-Depesche 5/2006

Hohe Prävalenz, starke Beeinträchtigungen

Kopfschmerzerkrankungen sind schon bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet. In Taiwan wurde nun in dieser Bevölkerungsgruppe nach den 2004 revidierten Kriterien der International Classification of Headache Disorders (ICHD-II) die Einjahresprävalenz des chronischen täglichen Kopfschmerzes (Chronic Daily Headache, CDH) bestimmt und der übermäßige Gebrauch von Analgetika untersucht.

An der zweiphasigen Erhebung nahmen 7900 taiwanesische Mittelstufenschüler im Alter zwischen 12 und 14 Jahren teil. Bei CDH-Verdacht im Fragebogen-Screening erfolgte zur Verifizierung eine neurologische Untersuchung. Ein CDH wurde angenommen, wenn die Beschwerden über einen Zeitraum von drei Monaten an 15 oder mehr Tagen pro Monat auftraten und mindestens zwei Stunden lang täglich anhielten. Der Kopfschmerz-Subtyp wurde ebenfalls gemäß der neuen ICHD-II-Kriterien bestimmt. 122 der Befragten (1,5%) erfüllten die Kriterien eines primären CDH für das vergangene Jahr. Seine Prävalenz war mit 90 vs. 32 Fällen (2,4% vs. 0,8%) bei den Mädchen dreimal höher als bei den Jungen. Die Kopfschmerzen bestanden seit durchschnittlich 4,2 Jahren, ein Dauerkopfschmerz seit durchschnittlich 22,4 Monaten. Die Befragten wiesen 21 Kopfschmerztage im Monat auf. 72% der CDH-Betroffenen konnten einem Erkrankungstyp zugeordnet werden: 65,5% einem chronischen Spannungskopfschmerz und 6,6% einer chronischen Migräne. Die Kriterien "Neu aufgetretener täglicher anhaltender Kopfschmerz" (New daily persistent headache, NDPH) oder einer Hemicrania continua erfüllte keiner der Untersuchten. Dessen ungeachtet zeigten 67% aller Betroffenen typische Migränezeichen. 76 CDH-Kranke hatten im vergangenen Jahr Schmerzmittel eingenommen. Sie erhielten diese ganz überwiegend von den Eltern (72%) und/oder von Ärzten (42%). Ein Analgetika-Missbrauch war definiert als die Einnahme einfacher Schmerzmittel an 15 Tagen des Monats oder die Einnahme von Ergotaminen, Opioiden, Triptanen oder Analgetika-Kombinationen an zehn Tagen des Monates über mindestens ein Vierteljahr. Jeder fünfte Jugendliche mit CDH (20%) wendete diese Medikamente im Übermaß an. Trotz einer zumeist mittleren oder schweren subjektiven Intensität der Kopfschmerzen, waren diese in den meisten Fällen (65%) kein Grund, von der Schule fernzubleiben. 50 CDH-Betroffene (41%) hatten im vergangenen Jahr einen Arzt aufgesucht, aber nur sechs (5%) einen Neurologen. Lediglich ein einziger Teilnehmer führte eine medikamentöse Kopfschmerzprophylaxe durch.

Quelle: Wang, SJ: Chronic daily headache in adolescents: prevalence, impact, and medication overuse, Zeitschrift: NEUROLOGY, Ausgabe 66 (2006), Seiten: 193-197

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x