PRADA-Studie zur adulten ADHS

Neuro-Depesche 7-8/2021

Hohe Prävalenz bei Unfallopfern

ADHS-Patienten im Alter von über 17 und unter 40 Jahren haben ein deutlich erhöhtes Mortalitätsrisiko. Dazu tragen vor allem Unfälle bei, wie die Studie Prevalence of ADHD in Accident victims (PRADA) zeigt. Die Ergebnisse dieser Studie wurden auf dem von Medice veranstalteten Online-Symposium „ADHS Frühjahrs-Update 2021“ präsentiert.
Jugendliche und junge Erwachsene mit ADHS haben mehr Autounfälle, insbesondere in den ersten zwei Jahren nach dem Führerscheinerwerb, erläuterte Prof. Sarah Kittel-Schneider, Würzburg. Dies zeigte u. a. auch die PRADA-Studie mit 905 Patienten zweier Unfallkliniken. Alle Teilnehmer wurden mit der Adult ADHD Self-Report Scale (ASRS) mit 18 Items bzw. ihrer Kurzform auf eine eventuell vorliegende ADHS gescreent.
In der Population der Unfallopfer ergab sich eine ADHS-Prävalenz von 6,18 %. Diese ist „ungefähr doppelt so hoch wie die in der Allgemeinbevölkerung angenommene Prävalenz von 3 %“, so Kittel-Schneider. Dabei berichteten die Betroffenen, die schon in der Vergangenheit deutlich häufiger an Unfällen beteiligt gewesen waren, signifikant häufiger über innere Ablenkung sowie Selbstüberschätzung direkt vor dem Unfall. Außerdem gab es Hinweise darauf, dass Substanzgebrauch und Stress für das Unfallgeschehen eine wichtige Rolle spielten.
Auffällig war, dass lediglich bei 17 % der jetzt positiv gescreenten Studienteilnehmer bereits eine ADHS diagnostiziert worden war, so die Expertin. Und von diesen 17 % erhielt lediglich knapp ein Drittel eine Medikation mit einem Stimulanz. Auch dieser Umstand deutet darauf hin, so Kittel-Schneider, dass die adulte ADHS in Deutschland immer noch erheblich unterdiagnostiziert und unterbehandelt ist.
Zur Unfallprophylaxe bei ADHS-Patienten sind neben einer spezifischen ADHS-Medikation wie Methylphenidat (MPH) auch ein Training gegen innere Ablenkung und zur Stressbewältigung sowie eine Psychoedukation bezüglich Alkohol- und Drogengebrauchs sinnvoll, sagte Kittel-Schneider.
Die Ergebnisse der PRADA-Studie stimmen mit denen anderer Studien überein. So fand sich bei ADHS-Patienten (n = 665) ein um 143 % gesteigertes Risiko für jegliche Unfälle und eine signifikante Risikoerhöhung für drei oder mehr Autounfälle. Hier konnte das Unfallrisiko, hob die Expertin hervor, durch die Einnahme von MPH um 22,6 % reduziert werden. GS
Quelle: Online-Veranstaltung: „ADHS Frühjahrs-Update 2021“, 6.3.2021
ICD-Codes: F90.0

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