Bipolare Störung

Neuro-Depesche 10/2010

Hohe Komorbiditätsrate schon in der Kindheit

In einer Kohortenstudie wurden fast 2000 Kinder und Jugendliche mit bipolarer Erkrankung auf das Vorliegen komorbider Krankheiten untersucht. Zudem wurde versucht, deren Einflüsse auf die klinischen Merkmale der Bipolar-Störung, ihren Verlauf und die Nutzung medizinischer Ressourcen festzustellen.

Nach den Daten des South Carolina Medicaid Program, das alle Therapiemaßnahmen und Medikamentenverordnungen der Versicherten zwischen 1996 und 2005 umfasst, wurden 1841 Kinder und Jugendliche ausgewählt, die im durchschnittlichen Alter von 11,9 Jahren die Diagnose einer bipolaren Störung nach DSM-IV-TR-Kriterien erhalten hatten. Sie wurden verglichen mit einer Stichprobe von 4500 Kindern und Jugendlichen ohne psychiatrische Erkrankung. Erhoben wurden die zeitlichen Umstände von zwölf medizinischen/psychiatrischen Erkrankungen. Ein primärer Studienendpunkt war die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen im Zeitraum von 24 Monaten vor und 30 Monaten nach der Bipolar-Diagnose.

Von den zwölf untersuchten Komorbiditäten waren zehn bei den Bipolar-Patienten signifikant häufiger als in der Vergleichsgruppe: Die erhöhte Wahrscheinlichkeit betraf Übergewicht (Odds Ratio: 1,92), Typ-2-Diabetes mellitus (OR: 1,59), endokrine Störungen (OR: 2,06), Migräne/Kopfschmerz (OR: 1,84), ZNS-Erkrankungen/Epilepsie (OR: 3,38), organische Hirnerkrankungen/ geistige Entwicklungsverzögerung (OR: 1,81), kardiovaskuläre Erkrankungen (OR: 1,38), Asthma (OR: 1,43) und Substanzmissbrauch (OR: 4,80) sowie eine ADHS (p jeweils ≤ 0,01). Lediglich Dyslipidämie und Hypertonie unterschieden sich in ihrer Prävalenz und Wahrscheinlichkeit nicht signifikant von der Kontrollgruppe. 28,4% der Patienten wiesen dabei mindestens zwei komorbide Erkrankungen auf. Für die Bildung klinischer Subtypen interessant: Mädchen litten häufiger unter Übergewicht und Substanzmissbrauch, Jungen häufiger unter organischen Hirnerkrankungen/geistiger Entwicklungsverzögerung und einer ADHS.

Die nähere Untersuchung brachte zu Tage, dass eine Bipolar-Erkrankung in der Adoleszenz (im Alter ≥ 13 Jahren) in signifikanter Relation mit einem schon zuvor existierenden Übergewicht, Hypertonus, Migräne/ Kopfschmerz, geistige Retardierung, endokrine Störungen und Substanzmissbrauch stand (p jeweils ≤ 0,05), eine frühe Bipolar-Erkrankung (im Alter ≤ 12 Jahren) dagegen nur mit einer vorbestehenden ADHS.

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Fazit
Die Komorbidität mit einem breiten Spektrum an Erkrankungen war in diesem Kollektiv von bipolar erkrankten Kindern und Jugendlichen hoch und bedingte eine erhöhte Rate ärztlicher Behandlungen. Dies entspricht der Situation bei erwachsenen Patienten und muss in der Versorgung beachtet werden. Während sowohl komorbide neuropsychiatrische Störungen als auch komorbide körpermedizinische Erkrankungen das Manifestationsalter der Bipolar-Störung beeinflussen können, scheinen sie sich auf die Schwere der Bipolar-Störung oder das Ansprechen nicht wesentlich auszuwirken.

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