Tranylcypromin bei therapieresistenter Depression

Neuro-Depesche 5-6/2019

„Hochgradig wirksam und gut verträglich“

Ein nicht kleiner Anteil depressiver Patienten spricht auf das initial verabreichte Antidepressivum (AD) nicht (ausreichend) an. Dass der irreversible MAO-A/B-Hemmer Tranyl-cypromin in diesen Fällen keineswegs eine „Ultima ratio“, sondern eine wertvolle, ggf. frühzeitig zu erwägende Therapieoption darstellt, wurde auf einer von Aristo Pharma unterstützten Fortbildungsveranstaltung deutlich.

Nach den S3-Leitlinien zur unipolaren Depression bestehen für therapieresistente depressive Patienten verschiedene Optionen: Erhöhung der AD-Dosis (wegen fehlender Dosis-Wirkungs-Beziehung jedoch nicht bei SSRI), Augmentation mit Lithium oder einem atypischen Neuroleptikum (Quetiapin), die Kombination eines SSRI oder SNRI mit einem Blocker präsynaptischer Autorezeptoren (z. B. Mianserin, Mirtazapin) und der Wechsel zu einem Antidepressivum mit anderem Wirkansatz.
Tranylcypromin (TCP) reduziert durch die irreversible und nicht-selektive MAO-Hemmung effektiv den Abbau von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Die Substanz hat sich bei therapieresistenter Depression bereits seit mehr als 50 Jahren bewährt, schilderte PD Dr. Mazda Adli, Berlin.
In einer praxisbasierten Beobachtungsstudie wurden 32 Patienten mit therapierefraktärer Depression durchschnittlich sechs Wochen lang mit TCP (20 - 100 mg/d, durchschnittlich 51,9 mg/d) behandelt, so Adli. Zwischen Baseline, Erreichen der Zieldosis und Therapieende gingen die Werte auf der CGI-S-Skala für die Krankheitsschwere signifikant von 5,3 über 4,3 auf 2,8 zurück (p ≤ 0,001). Auch der Score der Depressionskala HAMD-21 verringerte sich signifikant von 22,4 über 16,0 auf 9,6 Punkte (p ≤ 0,001). Zu Studienende waren nur sechs Patienten (18,7 %) Non-Responder, sieben (21,9 %) hatten mit einer maßgeblichen Reduktion ihrer depressiven Symptome angesprochen, und 19 Patienten, also deutlich mehr als die Hälfte (59,4 %), befanden sich in Remission, betonte der Experte in Frankfurt.
Dabei wurde die unter TCP notwendige Diät in der Selbst- und Fremdbeurteilung am häufigsten als „gut durchführbar“ bewertet. Außerdem traten unter TCP signifikant weniger schwerwiegende Nebenwirkungen auf als während der Vorbehandlung mit anderen Antidepressiva (p ≤ 0,001), hob Adli in Frankfurt hervor.
Somit erwies sich die Intensivbehandlung mit TCP bei Patienten mit therapierefraktärer Depression, fasste Adli zusammen, als gut durchführbar, hochgradig wirksam und auch gut verträglich. GS
Quelle: Fortbildungskolleg:  der Neuro-Depesche, Frankfurt, 16. Februar 2019. 

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