Kinder mit ADHS
Neuro-Depesche 6/2012
Hirnbefunde bei niedrigem und hohem IQ
Trotz der definierten Kernsymptome erscheint die ADHS als eine Krankheit mit starker Heterogenität, was die Ätiologie und die Phänotypen angeht. Ein für Verlauf, Therapie und Prognose wichtiges Merkmal könnte die unterschiedliche Intelligenz der Betroffenen sein. Nun wurde an der Universität Utrecht in einer Querschnittsstudie bei Kindern mit ADHS die Hypothese untersucht, dass sich die Höhe des IQ unterschiedlich auf die ADHS-typischen neuroanatomischen Veränderungen auswirkt.
Fazit
?! Intelligenz und ADHS-Erkrankung stellen Phänotypen mit einer starken, teils überlappenden genetischen Disposition dar, die sich auf die Hirnmorphologie auswirken könnten. Genau dies war hier der Fall: Die grundsätzlichen altersgerechten Relationen zwischen Hirnentwicklung und IQ sind bei ADHS-erkrankten Kindern verändert. So scheinen bei hohem IQ kleinere Volumenreduktionen des Hirnparenchyms vorzuliegen, die sich im Verlauf als weitgehend stabil erweisen. Bei niedrigem IQ dagegen zeigen die Betroffenen eine generell verzögerte Entwicklung kortikaler Regionen. Dies harmoniert mit dem Umstand, dass ADHS-Kinder Studienangaben zufolge einen um durchschnittlich 9 Punkte geringeren IQ aufweisen als Kontrollen. Dies kann sich sowohl auf das globale Funktionsniveau als auch auf Therapieresponse und Prognose negativ auswirken.