Verschiedene Marker der Neurodegeneration?

Neuro-Depesche 7-8/2018

Hirnatrophie, RNFL-Dicke und kognitive Funktionen im Verlauf

Die Abnahme des Hirnvolumens, auch bei der MS der klarste Marker der Neurodegeneration, geht wohl mit einer Verringerung der Retinal nerve fibre layer (RNFL)-Dicke (und mit einem Abbau der kognitiven Fähigkeiten) einher. In einer kombinierten Quer-und Längsschnittuntersuchung wurde geprüft, welcher Art diese Zusammenhänge sind.

Initial unterzogen sich 66 MS-Patienten EDSS: 0–7,5; median 2) und 16 Gesunde einer MRT (1,5 Tesla) zur Bestimmung des normalisierten Volumens des Gesamthirns (NBV), der grauen und weißen Substanz (NGV bzw. NWV) sowie der peripheren grauen Substanz (pNGV) im Rückenmark. Im Abstand von einem Jahr wurden die RNFL-Dicke mit einer Optischen Kohärenztomographie (OCT) ermittelt, die kognitiven Funktionen mit der MS-spezifischen Testbatterie BICAMS untersucht.
Initial fand sich bei den Gesunden ein höherer NBV (p = 0,006), NWV (p = 0,003) und eine größere RNFL-Dicke (p = 0,014) als bei den Patienten. Sie schnitten auch im BICAMS-Element Symbol Digit Modalities Test (SDMT) besser ab (p = 0,037). Keine signifikanten Unterschiede zeigten sich im NGV und p-NGV.
In der MS-Gruppe fand sich zu Baseline(!) eine Relation zwischen p-NGV und den SDMT-Ergebnissen (p = 0,022), zwischen der temporalen RNFL-Dicke und dem NBV (p = 0,007), dem NWV (p = 0,012), dem NGV (p = 0,048) und dem p-NGV (p = 0,021) sowie zwischen RNFL-Dicke im papillomakulären Bündel (PMB) und NBV (p = 0,013), NWV (p = 0,02), NGV (p = 0,049) und p-NGV (p = 0,032). Zwischen OCT-Befunden und BICAMS-Resultaten gab es keine signifikanten Zusammenhänge.
In der Beobachtungsphase nach einem Jahr(!) fand sich bei den noch auswertbaren 36 Patienten eine Reduktion von Hirnvolumen (-0,57%, p < 0,001) und durchschnittlicher RNFL-Dicke – sowohl im Gesamtwert als auch temporal und im PMB (je p = 0,001). Die BICAMS-Testresultate veränderten sich nicht signifikant. Im 12-monatigen Verlauf zeigten sich keinerlei Assoziationen zwischen MRT- bzw. OCT-Befunden und kognitiven Veränderungen. HL
Kommentar

Hirnatrophie, RNFL-Verdünnung und kognitiver Abbau spiegeln offenbar verschiedene Aspekte der Neurodegeneration wider. Zeigten sich in dieser Studie zu Baseline noch diverse Zusammenhänge, scheint die Beobachtungsdauer zu kurz und die Patientenzahl zu klein, um Korrelationen zwischen den Befunden/Resultaten zu ergeben.

Quelle:

Frau J et al.: A cross-sectional and longitudinal study evaluating brain volumes, RNFL, and cognitive functions in MS patients and healthy controls. BMC Neurol 2018; 18(1): 67 [Epub 11. Mai; doi: 10.1186/ s12883-018-1065-9]

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