Mild Cognitive Impairment

Neuro-Depesche 3/2017

Hippokampus-Volumen sagt DLB-Risiko voraus

Zertifizierte Fortbildung

Patienten mit einer Mild Cognitive Impairment (MCI) haben ein erhöhtes Risiko für demenzielle Erkrankungen. Dies betrifft auch das Risiko für eine Demenz mit Lewy-Körperchen (DLB). Nun wurde in einer Bildgebungsstudie von Neurologen, Radiologen und Psychologen der Mayo Clinic in Rochester untersucht, ob neben dem MCI-Subtyp auch neuroanatomische Veränderungen das DLB-Risiko voraussagen können. Dies scheint auf das Volumen des Hippokampus, der ja stark in die Gedächtnisfunktionen eingebunden ist, tatsächlich zuzutreffen.

Von 160 MCI-Patienten des Mayo Clinic Alzheimer‘ s Disease Research Center, die zwischen 2005 und 2014 an einer MRT-Studie teilgenommen hatten und jährlich untersucht worden waren, litten 123 (77%) unter einer amnestischen und 37 (23%) unter einer non-amnestischen MCI. Eine Hippokampus- Atrophie wurde konstatiert, wenn das Volumen dieser Struktur in den drei Tesla- MRT-Aufnahmen gegenüber den Werten einer älteren Alzheimer-Stichprobe um mehr als die 10. Perzentile verringert war.
Während des Follow up von 0,7–8,1, median 2,0 Jahren, schritten 61 MCI-Patienten (38%) zu einer „wahrscheinlichen“ Alzheimer-Demenz (AD) fort, 20 (13%) zu einer „wahrscheinlichen“ DLB (davon hatte die Hälfte zuvor eine non-amnestische MCI) und 14 Patienten zu einer anderen Demenzform (9%).
Mit 61% wies die Mehrheit der MCI-AD-Patienten eine Hippokampus-Atrophie auf, in der MCI-DLB-Gruppe aber nur 15%. Gegenüber den Teilnehmern mit einem normalen Hippokampus- Volumen war die Wahrscheinlichkeit bei Hippokampus- Atrophie zu einer DLB statt zu einer AD fortzuschreiten in etwa halbiert (Hazard Ratio: 0,56; 95-KI: 0,34–0,91; p = 0,02).
Nach Kontrolle u. a. auf Variablen wie Alter, Geschlecht und den MCI-Subtyp war das Risiko für eine „wahrscheinliche“ DLB in dieser Auswertung mit einer HR von 4,22 (95-KI: 1,42–12,6; p = 0,01) um mehr als das Dreifache erhöht. JL
Kommentar

Klinische Studien haben gezeigt, dass der amnestische MCI-Subtyp vor allem ein Fortschreiten zu einer AD begünstigt. Dagegen scheint der non-amnestische MCI-Subtyp, der sich durch andere als amnestische kognitive Störungen auszeichnet, vor allem ein Fortschreiten zu einer DLB zu fördern. Während die Alzheimer-typische tau-Pathologie zur Hippokampus-Atrophie beiträgt, scheint das DLB-typische a-Synuclein das globale Hippokampus-Volumen nicht zu beeinflussen. Damit harmonierend ging in dieser Studie ein erhaltenes Hippokampus-Volumen mit einer DLB einher, ein verringertes Hippokampus- Volumen dagegen mit einer AD. Dies könnte u. a. der Identifizierung von MCI-Patienten mit hohem DLB-Risiko dienen.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Kantarci K et al.: Hippocampal volumes predict risk of dementia with Lewy bodies in mild cognitive impairment. Neurology 2016; 87(22): 2317-23

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x