„stop-cannabis"

Neuro-Depesche 10/2015

Hilft eine APP Cannabis-Konsumenten?

Für Menschen mit Substanzmissbrauch werden immer mehr internetbasierte Selbsthilfeangebote angeboten. Mit einer für Smartphones neu entwickelten interaktiven App soll Cannabis-Konsumenten geholfen werden, ihren Konsum zu verringern oder zu beenden bzw. einen Rückfall zu vermeiden. Eine Online-Umfrage bei den Nutzern ergab Verbesserungsvorschläge, doch mehrheitlich wurde die App als hilfreich empfunden.

Die an der Universität von Genf für Smartphones mit den Betriebssystem iOS und Android entwickelte kostenlose und werbefreie App „stop-cannabis“ (siehe Textkasten) ist seit Feb. 2013 verfügbar und wurde seitdem 13 734 Mal heruntergeladen. U. a. erhält der User in bestimmten Abständen personalisierte unterstützende Textnachrichten. Das Angebot wird per nternet unterstützt. Auf der verbundenen Web- Seite www.stop-cannabis.ch existiert (nur für iOS-Nutzer) das Diskussionsforum „La Tribu”.
Nun konnten die Angaben von 482 App-Usern im Alter zwischen 15 und 59 Jahren (69,5% Männer) ausgewertet werden. Es waren zumeist ehemalige Cannabis-Konsumenten (63,7%), aber jeder Fünfte rauchte einmal täglich Cannabis (20,5%). Durchschnittlich wurden 4,7 Joints pro Tag geraucht. 348 der 482 Befragten nutzten die App ein- oder mehrmals täglich.
378 User (78,5%) fanden die App (einigermaßen oder sehr) zufriedenstellend, 403 User (84,3%) bewerteten sie als hilfreich oder sehr hilfreich, um den Konsum zu stoppen oder einzuschränken. Dabei empfand ebenfalls die große Mehrheit (83,1%) gerade die Textnachrichten als hilfreich oder sehr hilfreich.
Von den 190 Kommentaren (von 150 Teilnehmern) waren 64 direkt an das Diskussionsforum gerichtet. Die Hälfte davon bezog sich auch auf die Textnachrichten, wobei insbesondere Verbesserungen der Nachrichteninhalte wie stärkere Personalisierung (von 22,2%) und Erhöhungen der Nachrichtenanzahl (von 29,4%) gewünscht wurden. Lediglich in 3% der Kommentare wurde die Möglichkeit zu einem Gespräch mit einem Mediziner gewünscht. GS
Kommentar

Die App „stop-cannabis“ basiert auf einem Screening und entsprechenden Kurzinterventionen. Im Menüpunkt „positive Verstärkung“ werden die Anzahl der konsumfreien Tage (und das dadurch eingesparte Geld) angezeigt und es werden „Auszeichnungen“ für das Erreichen verschiedener Ziele vergeben. Bei Gefahr eines Rückfalls kann eine (automatische) Beratung in Anspruch genommen werden. Auf der zugehörigen Web-Site können die Nutzer u. a. auf Informationslinks, automatisierte motivierende Online-Gespräche und Adressen lokaler Kliniken zugreifen.

Quelle:

Mooney G et al.: mHealth app for cannabis users: satisfaction and perceived usefulness. Front. Psychiatry 2015; 6: 120 [Epub: 27 August 2015; doi: 10.3389/fpsyt.2015.00120

ICD-Codes: F12.2

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