Menstruelle Migräne

Neuro-Depesche 5-6/2017

Hilft ein multidisziplinärer Ansatz besser?

Zertifizierte Fortbildung

Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen dem Menstruationszyklus und Migräneattacken. In einer retrospektiven Studie wurde jetzt in den Niederlanden untersucht, inwieweit eine multidisziplinäre Behandlung bei Frauen mit menstrueller Migräne die Symptomatik gegenüber einer Therapie durch Neurologen allein verringern kann.

88 Frauen mit menstrueller Migräne (15 bis 55, durchschnittlich 39 Jahre alt, 21,6% mit Aura) wurden zwischen 2012 und 2014 in einer auf diese Kopfschmerzform spezialisierten Klinik behandelt. Die multidisziplinäre Intervention bestand aus einer kombinierten neurologischen und gynäkologischen Betreuung. Dabei wurden die Frauen hinsichtlich geeigneter hormoneller Therapien (z. B. mit einer nur Progesteron enthaltenden Pille, mit Östrogen-Pflastern um die Menstruation herum etc.) beraten bzw. behandelt. Alle drei Monate erfolgte eine Nachuntersuchung/-beratung. 73 Patientinnen waren auswertbar,
Die Ergebnisse der multidisziplinären Intervention wurden mit den Daten einer historischen Kontrollgruppe verglichen, in der 27 Frauen mit menstrueller Migräne (22,2% mit Aura) in derselben Klinik vor dem Jahr 2012 mit einem monodisziplinären Ansatz, d. h. ausschließlich von Neurologen behandelt worden waren. Hier waren noch 22 Patientinnen auswertbar.
In der multidisziplinären Interventionsgruppe verbesserte sich der mediane Score der Headache Impact (HIT) Skala nach neun Monaten signifikant von 65 auf 59 Punkte (p < 0,001). Außerdem nahm die durchschnittliche Zahl der Kopfschmerztage pro Monat signifikant von 6 auf 3,83 Tage ab (p = 0,002); diese Frauen benötigten auch weniger Kopfschmerz- Medikamente als zu Baseline (an median 3 vs. zuvor 5 Tagen pro Monat; p = 0,003). Die Lebensqualität nach dem Gesamtscore des SF12 verbesserte sich nicht, aber die Therapiezufriedenheit stieg von drei auf vier Punkte an.
In der historischen Kontrollgruppe ging der HIT-Score zwar ebenfalls, aber deutlich weniger stark zurück (von 65 auf 63,5 Punkte; p = 0,005), während die Zahl der monatlichen Kopfschmerztage nicht nur nicht gesunken, sondern sogar gestiegen war (von 6 auf 6,5 Tage). Die Therapiezufriedenheit lag am Anfang und am Ende bei vier Punkten.
In der Kontrollgruppe waren im Übrigen drei Viertel der Frauen (74,1%) im Behandlungsverlauf zu einem Gynäkologen überwiesen und in 20 der 27 Fälle von diesem hormonell behandelt worden. JL
Kommentar

Die kombinierte neurologische/gynäkologische Behandlung in einer spezialisierten Klinik führte zu deutlichen Verbesserungen der Migräne, die denen in der Vergleichsgruppe überlegen schienen. Wichtige Einschränkungen dieser Studie bestehen im Fehlen einer direkten Vergleichsgruppe, in ihrer retrospektiven Auswertung und der relativ kleinen Zahl von Kontrollen. Festzuhalten ist, dass die meisten Patientinnen mit menstrueller Migräne ohnehin eine zusätzliche gynäkologische Betreuung benötigten.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Witteveen H et al.: Treatment of menstrual migraine; multidisciplinary or mono-disciplinary approach. J Headache Pain 2017; 18(1): 45 [Epub 17. April; doi: 10.1186/s10194-017-0752-z]

ICD-Codes: N94.3

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