Randomisierte kontrollierte Studie

Neuro-Depesche 9/2015

Hilft die multimodale ADHS-Therapie jungen Müttern und ihren Kindern?

Deutsche Kinder- und Jugendpsychiater prüften erstmals in einer randomisierten, kontrollierten Multizenterstudie, ob eine intensive multimodale Therapie jungen Müttern mit einer ADHS hilft, stärker von einem Eltern-Kind-Training zum Umgang mit der Psychopathologie ihrer Kinder zu profitieren. Hatten vor allem auch die Kinder etwas davon?

77 Mutter-Kind-Dyaden erhielten eine Gruppenpsychotherapie plus Gabe von Methylphenidat (Therapiegruppe, TG), 67 ein „klinisches Management“ mit unterstützenden Beratungen ohne Psycho- oder Pharmakotherapie als Kontrollgruppe (CG). Beide Gruppen nahmen ab der zwölften Woche für weitere zwölf Wochen an einem individuellen Eltern-Kind-Training teil, das darauf abzielte, die externalisierenden Symptome (ES) der Kinder zu verringern. Anschließend wurde eine „Erhaltungstherapie“ für weitere sechs Monate durchgeführt. Die Kinder waren zu 73,5% Jungen, durchschnittlich 9,4 Jahre alt und litten ebenfalls unter einer ADHS. Primärer Endpunkt war externalisierendes Verhalten der Kinder (Skala zu Symptomen von ADHS und oppositioneller Beziehungsstörung mit 0 bis 26 Punkten, ADHD-ODD) in der Intentionto- treat-Analyse (TG: n = 77; CG: n = 66).
Obwohl sich die mütterliche Psychopathologie nach der Conners Adult ADHD Rating Scale – Observer-rating Scale, Long Version (CAARS– O:L) und der Symptom Checklist (SCL-90-R) in der TG stärker besserte, zeigten sich nach den ersten sechs Monaten in den ES der Kinder keine signifikanten Gruppenunterschiede: Die durchschnittlichen ADHD-ODD-Scores der Kinder besserten sich vs. Baseline (14,8 Punkte) nach sechs Monaten in der TG auf 11,4 und in der KG auf 10,3 Punkte (delta: 1,1 Punkte; p = 0,1854) sowie auf 10,8 bzw. 10,1 Punkte nach einem Jahr. Dies galt ähnlich auch für die Werte des Home Situations Questionnaire (HSQ) und Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) als sekundäre Endpunkte.
Es traten keine schweren unerwünschten Ereignisse (SUE) auf, die UE-Rate war in der TG-Gruppe höher (6,1 vs. 3,4 UE/Mutter). JL
Kommentar

Obgleich sich gegenüber der Kontrollkondition keine signifikanten Unterschiede in der kindlichen externalisierenden Psychopathologie ergaben, besserte sich immerhin die ADHS-Symptomatik der jungen Mütter durch die multimodale Intervention deutlich stärker. Außerdem hielten die Reduktionen sowohl der mütterlichen ADHS-Symptome als auch der externalisierenden Symptome der Kinder zumindest über den Studienzeitraum von einem Jahr an. Das Scheitern der Studie beruht vermutlich auf der unerwartet starken Symptomreduktion in der (ebenfalls aktiv behandelten) Kontrollgruppe.

Quelle:

Jans T et al.: Does intensive multimodal treatment for maternal ADHD improve the efficacy of parent training for children with ADHD? A randomized controlled multicenter trial. J Child Psychol Psychiatry 2015; [Epub 30. Juni; doi: 10.1111/jcpp.12443]

ICD-Codes: F90.

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