Bei behandlungsresistenter Depression

Neuro-Depesche 10/2020

Hilft die MST gegen die Suizidalität?

Zertifizierte Fortbildung
Die Elektrokrampftherapie (EKT) kann nicht nur die depressiven Symptome, sondern auch die Suizidalität bei Patienten mit behandlungsresistenter Major Depression reduzieren. Jetzt wurde die Magnetic Seizure Therapy (MST) in Kanada auf ihr Suizidalitäts- senkendes Potenzial untersucht – mit vielversprechenden Ergebnissen.
An einer psychiatrischen Einrichtung der Tertiärversorgung wurden konsekutiv 67 Patienten (40 Frauen) im durchschnittlichen Alter von 46,3 Jahren in die offene Studie eingeschlossen. Trotz mehrerer adäquater Antidepressiva-Therapien persistierte ihre Major Depression (aktueller Score der Hamilton Rating Scale for Depression [HRSD-24] ≥ 21). Mit einem Score ≥ 1 auf der Beck Scale for Suicidal Ideation (Beck SSI) waren alle Teilnehmer suizidal.
Die Patienten erhielten wöchentlich 2 bis 3 (insgesamt bis zu 24) MST-Sitzungen über dem präfrontalen Kortex. 29 mit niedriger (25 Hz), 22 mit mittlerer (50 oder 60 Hz) und 16 Patienten mit hoher (100 Hz) Frequenz. Sie wurden im Anschluss sechs Monate nachbeobachtet.
 
Fast die Hälfte remittiert
Die 67 Patienten erhielten durchschnittliche 19,5 MST-Sitzungen. 32 von ihnen (47,8 %) erreichten mit einem Beck SSI Score von 0 eine Remission der Suizidalität. Der durchschnittliche Beck SSI Score sank von 10,9 auf 6,0 (p < 0,001).
 
Subgruppenanalysen nach MST-Frequenz
Unter einer niederfrequenten MST remittierte die Suizidalität bei 16 Patienten (55,2 %) und in der Gruppe mit mittelfrequenter MST bei 12 (54,5 %), jedoch nur bei vier Patienten (25,0 %) unter der hochfrequenten MST. Die Effektgrößen (Cohen‘s d) waren in beiden Gruppen mit niedriger und mittlerer MST-Frequenz groß (d = 1,43 bw. 0,87), nicht aber in der Hochfrequenz-Gruppe (d = 0,42). JL
Fazit
Der mittels MST erzeugte fokale Anfall ist stärker begrenzt als unter einer EKT, die MST daher potenziell verträglicher. Bei niedrigen und mittleren Frequenzen konnte sie die Suizidalität bei einem großen Teil der Patienten maßgeblich reduzieren. Einschränkungen dieser Single-center-Studie bestehen in der relativ geringen Fallzahl, der fehlenden Randomisierung und Verblindung sowie dem Fehlen einer Kontrollgruppe. Zukünftige Studien sollten die MST außerdem direkt mit der EKT vergleichen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Weissman CR et al.: Magnetic seizure therapy for suicidality in treatment-resistant depression. JAMA Netw Open 2020; 3(8): e207434 [Epub 3. Aug.; doi: 10.1001/jamanetworkopen.2020.7434]

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