Bei Patienten mit Angst und Depression

Neuro-Depesche 7-8/2022

Hilft Cannabis schlafen?

Über die Wirkungen von medizinischem Cannabis auf die Insomnie bei Patienten mit Depressionen und Angst ist relativ wenig bekannt. Jetzt wurden diese Effekte in einer naturalistischen Stichprobe untersucht. Dabei wurde auf die subjektive Wirksamkeit der einzelnen Cannabis-Stämme eingegangen.
In die retrospektive Kohortenstudie wurden insgesamt 677 Patienten mit einer Insomnie eingeschlossen. Unter ihnen litten 100 an Depressionen, 463 an Angstzuständen und 114 an beiden. Alle hatten ihren therapeutischen Cannabis-Konsum mit einer medizinischen Cannabis-Tracking-App (Strainprint®) gesammelt, die es ihnen erlaubt, ihren Konsum zu überwachen. 8.476 App- Datensätze konnten ausgewertet werden.
Insgesamt wurde Cannabis in allen Gruppen unabhängig von Alter und Geschlecht als gegen die Schlafstörungen wirksam empfunden. Getrocknete Blüten und Cannabis-Öle wurden sowohl am häufigsten verwendet als auch subjektiv als die wirksamsten Zubereitungen beurteilt.
Bei den Patienten mit Angstzuständen mit und ohne komorbide Depression wurden alle Cannabis-Stämme (Indica-dominant bzw. -hybrid und Sativa-dominat bzw. hybrid sowie – kein Stamm, aber von der App als solcher gezählt – CBD-dominant) – ohne signifikante Unterschiede zwischen ihnen – als wirksam beurteilt. In der Depressionsgruppe wurden ebenfalls alle Stämme als wirksam wahrgenommen, jedoch ergab der nähere Vergleich signifikante Unterschiede: Gegenüber CBD-dominanten Stämmen wirksamer in der subjektiven Insomnie-Besserung waren die Indica- dominanten (mittlere Differenz: 1,81; adj. p < 0,001), die Indica-hybriden (Mdiff: 1,34; adj. p = 0,045) und die Sativa-dominanten Stämme (Mdiff: 1,83; adj. p = 0,028). HL
Fazit
Insomnie-Patienten mit Angst und/oder Depression erleben durch die Cannabis-Einnahme eine deutliche subjektiven Benefit. Die Unterschiede zwischen den Stämmen bedürfen der Klärung.
Quelle: Kuhathasan N et al.: An investigation of cannabis use for insomnia in depression and anxiety in a naturalistic sample. BMC Psychiatry 2022; 22(1): 303 [Epub 28. April; doi: 10.1186/s12888-022-03948-6]

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