1. Kongress der EAN vom 22. bis 23. Juni in Berlin

Neuro-Depesche 9/2015

Highlights und aktuelle Trends

Die European Academy of Neurology (EAN) entstand 2014 durch eine Fusion der European Federation of Neurological Societies (EFNS) und der European Neurological Society (ENS). Ihren ersten internationalen Kongress in Berlin besuchten rund 6500 Teilnehmer aus Europa und zahlreichen nicht-europäischen Ländern. Präsentiert wurden Highlights und Trends aus Forschung und Therapie sowie natürlich die Ergebnisse aktueller Studien.

Kleine Statistik: Zu dem wissenschaftlichen Großereignis waren 230 Referenten eingeladen, die auf 184 wissenschaftlichen Sessions sprachen. Es wurden 1562 Abstracts von mehr als 10 000 Autoren akzeptiert. Hier eine Auswahl.

Neurologic Burden in Europa

Etwa 220 Millionen Menschen in Europa leiden an einer neurologischen Erkrankung, berichtete EAN-Präsident Prof. Günther Deuschl, Kiel. Dem stehen rund 25 000 Neurolog(inn)en gegenüber – je nach Land zwischen vier und 13 pro 100 000 Einwohner. Deuschl sieht perspektivisch zunehmende Probleme: „Viele neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Demenz oder Morbus Parkinson haben eine Alterskomponente.“ Laut Eurostat-Daten liegt der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen heute bei rund einem Viertel, 2060 wird er mehr als die Häfte betragen. Kostenmäßig in der EU vorn sind derzeit die Demenz mit jährlich 105 Milliarden Euro, gefolgt von Schlaganfall und Kopfschmerz (64 bzw. 43 Milliarden).

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Fazit
Im Rahmen des EAN Tournament wurden in Berlin in den Kategorien Clinical Neurology und Basic Neurology zwei Nachwuchsforscher mit Preisen ausgezeichnet.
Alvaro Cobo Calvo, Bacelona, erhielt den Preis für seine Untersuchung „Antibodies to MOG in patients with a first episode of longitudinally extensive transverse myelitis: clinical implications”(T2103).

In einer Kohorte von 56 Patienten mit Erstepisode einer (AQP4-Ak-seronegativen) „Longitudinally Extensive Transverse Myelitis“ (LETM) untersuchten die spanischen Wissenschaftler das Vorliegen von Myelin Oligodendrozyten- Glykoprotein-Antikörpern (MOG-IgG). Die 13 MOG-Ak-positiven LETM-Patienten der Kohorte (23,2%) waren jünger und hatten nach median 3,5 Jahren einen niedrigeren EDSS-Wert (2,0 vs. 3,0; p = 0,04). Allerdings lag bei ihnen deutlich häufiger eine Pleozytose im Liquor vor (92,3% vs. 45,2%; p = 0,003). Am wichtigsten war, dass die Subgruppe der MOG-Ak-positiven LETM-Patienten im Follow up eine etwa doppelt so hohe Rate an Optikusneuritis- Rezdiven und damit eine etwa neunfach höhere kumulative Rate an Konversionen zu einer Neuromyelitis optica (NMO) aufwiesen als die MOG-Ak-seronegativen Patienten (Hazard Ratio: 8,99; p = 0,01).
Kathrin Doppler, Würzburg, wurde ausgezeichnet für ihre Arbeit „Phosphorylated alphasynuclein in dermal nerve fibers of patients with multiple system atrophy“ (T3104). Bei elf Patienten mit Multipler System-Atrophy (MSA), 30 mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (iPD) und 15 mit Tauopathien wie kortikobasaler Degeneration (CBD) und progressiver supranukleärer Blicklähmung (PSP) sowie 39 gesunden Kontrollen wurden Biopsien peripherer Hautnerven durchgeführt. Die Immunfloreszenz zeigte phosphoryliertes -Synuclein bei 64% der MSA- und 67% der iPD-Patienten, aber bei keinem der CBD- oder PSP-Patienten (und auch nicht bei den Kontrollen). Bei der MSA waren insbesondere vegetative Fasern betroffen, beim iPD vorwiegend subepidermale somatosensorische Fasern. Somit könnten die Hautbiopsien dabei helfen, einerseits Patienten mit MSA/iPD von andesren Taupathien abzugrenzen und andererseits Patienten mit einer MSA und iPD voneinander zu unterscheiden.

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