Metaanalyse bei Demenzkranken

Neuro-Depesche 12/2015

Helfen Psychotherapien gegen Angst und Depression?

Zertifizierte Fortbildung

Bei Patienten mit manifester Demenz wurde anhand einer Metaanalyse untersucht, ob bzw. in welchem Umfang psychologische Therapien die häufig begleitende Angst und Depression verringern können.

Aufgrund zahlreicher methodischer Mängel konnten nur sechs randomisierte kontrollierte Studien (RCT) mit zusammen 439 Teilnehmern mit Demenz identifiziert und ausgewertet werden. Bei 216 waren eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT), eine interpersonelle Therapie, multimodale Interventionen (einschließl. spezifischer psychologischer Therapien) oder eine Beratung eingesetzt worden. Ausgeschlossen waren u. a. körperliche Übungen, Pharma-, Musik-, Drama- oder Bibliotherapien.
Gegenüber der Kontrollkondition (n = 233; meist „Standardbehandlung“) wurden Depression und Angst als Primärparameter reduziert. Dabei war die Evidenz für die Wirksamkeit auf depressive Symptome mittelgradig und auf Angstsymptome eher gering. So fiel die Verringerung der depressiven Symptome (nach etablierten Ratingskalen) mit einer standardisierten durchschnittlichen Differenz (SMD) von -0,22 signifikant zugunsten der psychologischen Behandlungen (sechs Studien) aus – mit nur geringer Heterogenität zwischen den Studien (I2: 21%).
Auch die Reduktion der Angstsymptome im Arzturteil (z. B. nach der Rating Anxiety in Dementia Scale; zwei Studien; n = 65) fiel mit einer durchschnittlichen Differenz von -4,57 zugunsten der psychologischen Interventionen aus. In der Patientenbewertung (zwei Studien; n = 65) zeigte sich dagegen ebenso wenig ein signifikanter Effekt (SMD: 0,05) wie im Angehörigenurteil zur Reduktion im NPI-Item Angst (eine Studie; n = 26) mit -2,40 Punkten. Keine signifikanten Therapiewirkungen fanden sich in den sekundären Studienendpunkten wie Lebensqualität, Verrichtung von Alltagstätigkeiten, neuropsychiatrischer Symptomatik, Kognition und Depression der Angehörigen in der Selbstbewertung. JL
Kommentar

Immerhin lässt sich die Depression von Demenzpatienten mit üblichen psychotherapeutischen Maßnahmen senken, die Angstsymptome weniger. Zur Beeinflussung von Begleitsymptomen, Lebensqualität und anderen Problemen fehlen offenkundig methodisch hochwertige Studien.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Orgeta V et al.: Psychological treatments for depression and anxiety in dementia and mild cognitive impairment: systematic review and meta-analysis. Br J Psychiatry 2015; 207(4): 293-8

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