Junge vor dem Computerspiel auf dem Monitor - Spielsucht

Kinder und Jugendliche mit ADHS

Neuro-Depesche 5-6/2022

Häufigkeit und Risikofaktoren einer IGD

Zertifizierte Fortbildung
Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) geht mit einem erhöhten Risiko für Verhaltensprobleme und -süchte einher. In einer italienischen Studie wurden nun bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS die Prävalenz einer Internet Gaming Disorder (IGD) und mögliche Risikofaktoren dafür untersucht.
Ausgewertet wurden 108 konsekutiv behandelte Patienten mit einer ADHS im Durchschnittsalter von 11,7 ± 2,6 Jahren (96 männlich) und 147 psychisch unauffälligen Kontrollpersonen (Durchschnittsalter 13,9 ± 3,0 Jahre; 114 männlich).
Alle Teilnehmer füllten den Fragebogen Internet Gaming Disorder Scale-Short Form (IGDS9-SF) aus und absolvierten den Internet Addiction Test (IAT). Der ADHS-Schweregrad wurde mittels Clinical Global Impression - Severity (CGI-S) und das Funktionsniveau mit den Children Global Assessment Scales (C-GAS) bewertet. Die Eltern von ADHS-Patienten füllten außerdem die Conners’ Parent Rating Scale – Revised: Short Form (CPRS – R:S) aus. Mittels Child Behavior Checklist (CBCL) wurde die Psychopathologie der Kinder und Jugendlichen beurteilt. Zudem wurde die Wechsler-Intelligenz-Skala für Kinder (WISC-IV) angewendet.
 
IGD etwa viermal häufiger
Nach dem IGDS9-SF lagen 48 Patienten und 14 Kontrollen (44,4 % vs. 9,5 %; p < 0,001) über dem IGD-Grenzwert von 21 Punkten. Den klinisch relevanten IAT-Cut-off-Score ≥ 50 erreichten 45 von 108 Patienten und 30 von 147 Kontrollen (42,1 % vs. 20,4 %; p < 0,001).
Gegenüber Patienten mit einem IGDS9-SF-Score < 21 zeigten jene mit einem Score ≥ 21 mit Signifikanz u. a. eine stärkere Funktionsbeeinträchtigung nach C-GAS (Effektstärke [ES]: 0,65), eine größere ADHS-Schwere nach CGI-S (ES: 0,63) sowie nach Conners eine stärkere Unaufmerksamkeit (ES: 0,71) und Hyperaktivität (ES: 0,75). Sie schnitten nach CBCL sowohl bei Internalisierungs- als auch Externalisierungsproblemen schlechter ab (ES: 0,49 bzw. 0,51).
Nach den syndromalen CBCL-Subskalen zeigten die Patienten mit einem IGDS9-SF-Score ≥ 21 signifikant stärkere/n Rückzug/Depression (ES: 0,53), Sozialisationsprobleme (ES: 0,69), Angst/Depression (ES: 0,45) sowie Störungen der Aufmerksamkeit(ES: 0,48) und des Denkens (ES: 0,46). Sie waren häufiger aggressiv (ES: 0,39) und begangen auch häufiger Regelverstöße (ES: 0,71).
In der Intelligenz nach WISC-IV fanden sich keine signifikanten Unterschiede, lediglich die Verarbeitungsgeschwindigkeit war bei ihnen tendenziell geringer (ES: 0,38; p = 0,058). JL
Fazit
Diese Studieresultate können dazu beitragen, ADHS-Patienten mit einem höheren IGD-Risiko zu identifizieren.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Berloffa S et al.: Internet gaming disorder in children and adolescents with attention deficit hyperactivity disorder. Children (Basel) 2022; 9(3): 428 [Epub 18. März; doi: 10.3390/children9030428]
ICD-Codes: F90.0
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