Ausgewertet wurden 108 konsekutiv behandelte Patienten mit einer ADHS im Durchschnittsalter von 11,7 ± 2,6 Jahren (96 männlich) und 147 psychisch unauffälligen Kontrollpersonen (Durchschnittsalter 13,9 ± 3,0 Jahre; 114 männlich).
Alle Teilnehmer füllten den Fragebogen Internet Gaming Disorder Scale-Short Form (IGDS9-SF) aus und absolvierten den Internet Addiction Test (IAT). Der ADHS-Schweregrad wurde mittels Clinical Global Impression - Severity (CGI-S) und das Funktionsniveau mit den Children Global Assessment Scales (C-GAS) bewertet. Die Eltern von ADHS-Patienten füllten außerdem die Conners’ Parent Rating Scale – Revised: Short Form (CPRS – R:S) aus. Mittels Child Behavior Checklist (CBCL) wurde die Psychopathologie der Kinder und Jugendlichen beurteilt. Zudem wurde die Wechsler-Intelligenz-Skala für Kinder (WISC-IV) angewendet.
IGD etwa viermal häufiger
Nach dem IGDS9-SF lagen 48 Patienten und 14 Kontrollen (44,4 % vs. 9,5 %; p < 0,001) über dem IGD-Grenzwert von 21 Punkten. Den klinisch relevanten IAT-Cut-off-Score ≥ 50 erreichten 45 von 108 Patienten und 30 von 147 Kontrollen (42,1 % vs. 20,4 %; p < 0,001).
Gegenüber Patienten mit einem IGDS9-SF-Score < 21 zeigten jene mit einem Score ≥ 21 mit Signifikanz u. a. eine stärkere Funktionsbeeinträchtigung nach C-GAS (Effektstärke [ES]: 0,65), eine größere ADHS-Schwere nach CGI-S (ES: 0,63) sowie nach Conners eine stärkere Unaufmerksamkeit (ES: 0,71) und Hyperaktivität (ES: 0,75). Sie schnitten nach CBCL sowohl bei Internalisierungs- als auch Externalisierungsproblemen schlechter ab (ES: 0,49 bzw. 0,51).
Nach den syndromalen CBCL-Subskalen zeigten die Patienten mit einem IGDS9-SF-Score ≥ 21 signifikant stärkere/n Rückzug/Depression (ES: 0,53), Sozialisationsprobleme (ES: 0,69), Angst/Depression (ES: 0,45) sowie Störungen der Aufmerksamkeit(ES: 0,48) und des Denkens (ES: 0,46). Sie waren häufiger aggressiv (ES: 0,39) und begangen auch häufiger Regelverstöße (ES: 0,71).
In der Intelligenz nach WISC-IV fanden sich keine signifikanten Unterschiede, lediglich die Verarbeitungsgeschwindigkeit war bei ihnen tendenziell geringer (ES: 0,38; p = 0,058). JL