Migräne-Patienten

Neuro-Depesche 9/2018

Häufigere Attacken bei Vit-D-Mangel?

Zertifizierte Fortbildung

Niedrige Vitamin-D-Spiegel werden mit einer ganzen Reihe von Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Jetzt untersuchten koreanische Neurologen mögliche Effekte bei Migräne-Patienten. Sie fanden tatsächlich eine Relation zwischen Vit-D-Mangel und der Kopfschmerzattacken-Häufigkeit.

In die retrospektive Erhebung wurden 157 Migräne-Patienten (75,2% Frauen) im durchschnittlichen Alter von 37,0 (± 8,6) Jahren einbezogen. Sie hatten sich zwischen Jan. 2016 und Mai 2017 wegen der Kopfschmerzen erstmalig vorgestellt. 114 erfüllten die ICHD-3-Kriterien einer episodischen und 31 einer chronischen Migräne. Eine Nüchtern-Serumkonzen-tration < 20 ng/ml 25-Hydroxyvitamin D wurde als „Mangel“ eingestuft.
Neben demographischen Variablen erfasst wurden die Jahreszeit der Messung sowie Migräne-Subtyp, -Häufigkeit, -Schwere und -Beeinträchtigung (Headache Impact Test-6), psychische Aspekte wie Depression (Patient Health Questionnare-9) und Angst (Generalized Anxiety Disorder-7) sowie Schlafparameter (Pittsburgh Sleep Quality Index).
Der durchschnittliche Vit-D-Spiegel der 157 Patienten betrug niedrige 15,9 (± 7,4) ng/ml. Ein Vit-D-Mangel lag bei 77,1% des Kollektivs vor, bei Frauen tendenziell häufiger als bei Männern (79,7% vs. 69,2%; p = 0,179). Bei einem Grenzwert von 30 ng/ml betrug die Mangel-Rate im Kollektiv sogar 94,9%. Ein Vit-D-Mangel war bei den Bestimmungen in Frühling und Winter signifikant häufiger als im Sommer und Herbst (89,1% bzw. 85,7% vs. 72,4% bzw. 61,7% der Patienten; p = 0,008).
Die Multivarianzanalyse unter Einberechnung demographischer Merkmale, Jahreszeit der Messung und Migräne-Subtyp sowie Depression, Angst und Schlaf ergab, dass ein monatlicher Kopfschmerz bei den Patienten mit Vit-D-Mangel um den Faktor 1,203 (95%-KI: 1,046–1,383) und damit deutlich häufiger war als bei jenen mit Vit-D-Spiegeln ≥ 20 ng/ml (p = 0,009). Dieser Zusammenhang war allerdings nur bei den Frauen signifikant (Odds Ratio: 1,220, 95%-KI: 1,026–1,451, p = 0,024) nicht bei den Männern (OR: 1,123, 95%-KI: 0,866–1,456, p = 0,383).
Der Zusammenhang mit dem Vit-D-Mangel bestätigte sich auch in den Subgruppen mit episodischer Migräne (7,0 vs. 6,1 Kopfschmerztage; OR: 1,266; p = 0,033) und chronischer Migräne (19,3 vs. 13,3 Kopfschmerztage; OR: 1,390; p = 0,041). JL
Kommentar

Vitamin D hat zahlreiche Funktionen, u. a. fördert es die Differenzierung von Hirnzellen, reguliert das Axonwachstum, moduliert die Produktion reaktiver Sauerstoffradikale und stimuliert die Produktion neurotropher Faktoren. In dieser von der Korean Neurological Association publizierten Untersuchung ging ein Vit-D-Mangel bei Migräne-Patienten mit häufigeren Kopfschmerzattacken einher. Ob es sich um einen kausalen Zusammenhang handelt, bleibt noch zu klären. Es könnte u. a. auch sein, dass schwerer betroffene Migräne-Kranke auch außerhalb der Attacken eher die Sonne meiden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Song TJ et al.: Effect of vitamin D deficiency on the frequency of headaches in migraine. J Clin Neurol 2018; 14(3): 366-73

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