Kortikale Faltung in der MRT

Neuro-Depesche 11/2015

Gyrifikations-Index als Marker der Krankheitsschwere?

Eine Schizophrenie verläuft individuell sehr unterschiedlich, eine Prognose ist meist schwierig. Als mögliche anatomische Prädiktoren gelten u. a. das Volumen der grauen Substanz verschiedener Regionen sowie die kortikale Dicke und Faltung. Welcher dieser histomorphologischen Parameter den Verlauf am Besten vorhersagt, haben englische und kanadische Forscher in einer Querschnittstudie untersucht.

Von 41 Patienten mit einer antipsychotisch behandelten, klinisch stabilen Schizophrenie oder schizoaffektiven Erkrankung wurde die Krankheitsschwere anhand eines zusammengesetzten Scores bestehend aus Krankheitslast und -persistenz, Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, Krankheitsdauer sowie sozialen und beruflichen funktionalen Kapazitäten bestimmt. Danach war die Schizophrenie bei 20 Personen schwer und bei 21 eher leicht ausgeprägt.
Mit Hilfe einer Support Vector Machine (SVM)- Auswertung der strukturellen MRT-Daten von 148 Regionen wurden die kortikale Dicke, das Volumen sowie der Gyrifikations-Index (GI) bestimmt. Patienten mit einer schweren Form der Schizophrenie wiesen in den meisten Hirnregionen eine geringere Gyrifikation im Kortex auf als Patienten mit einer leichteren Erkrankung.
Unter Berücksichtigung von Geschlecht und sozioökonomischem Status eignete sich zur Unterscheidung zwischen schweren und leichten Erkrankungen als bester Klassifikator die kortikale Faltung (GI) mit einer Sensitivität von 60% und Spezifität von 85,7%, mithin mit einer Genauigkeit von 73,2% (p = 0,004). Dagegen war die diskriminatorische Fähigkeit der kortikalen Dicke (Genauigkeit: 65,9%; p = 0,07) und des Volumens der grauen Substanz (Genauigkeit: 51,2%; p = 0,5) deutlich schwächer und ohne Signifikanz. Die „diagnostische Odds Ratio“ für den GI betrug 9,0. NW
Kommentar

Die Gyrifikation oder Gyrierung steht für die Ausbildung von Furchen während des Hirnwachstums und gilt auch als ein Maß für die Anzahl untereinander verschalteter Neurone im Kortex. Der Gyrifikations-Index (GI) wird über eine präzise dreidimensionale Rekonstruktion des Kortex anhand zahlreicher Oberflächenpunkte ermittelt und beschreibt das Ausmaß dieser kortikalen Faltung. Da diese kortikale Morphologie offenbar mit der Schizophrenie-Schwere korreliert und diskriminatorisch einsetzbar ist, könnte der GI als objektiver Marker für die Krankheitsschwere und möglicherweise sogar als Prognosemarker dienen.

Quelle:

Guo S et al.: Cortical folding and the potential for prognostic neuroimaging in schizophrenia. Br J Psychiatry 2015; [Epub 23. Juli; doi: 10.1192/bjp. bp.114.155796]

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