Cannabidiol-Fertigarznei zur Behandlung der Epilepsie

Neuro-Depesche 1-2/2022

Gute Therapieoption bei LGS, DS und TSC

Spezialisten der pädiatrischen Epileptologie nahmen Cannabidiol (CBD) als Behandlungsoption bei den drei seltenen, therapieschwierigen Epilepsien Lennox-Gastaut-Syndrom (LGS), Dravet-Syndrom (DS) und Tuberöser Sklerose (TSC) auf einem von GW Pharmaceuticals unterstützten Symposium anlässlich der 46. GNP-Jahrestagung in Salzburg unter die Lupe.
Das CBD-Präparat wird zusammen mit Clobazam in Europa bei Patienten ab 2 Jahren für die adjuvante Behandlung von Krampfanfällen im Zusammenhang mit dem LGS und DS angewendet sowie seit 2021 – ohne Festlegung auf eine bestimmte Komedikation - bei TSC.
CBD „übt seine antikonvulsive Wirkung nicht durch Wechselwirkungen mit Cannabinoidrezeptoren aus. Vielmehr reduziert Cannabidiol die neuronale Übererregbarkeit, indem es über drei verschiedene Mechanismen die exzitatorische Neurotransmission an den Synapsen hemmt“, erläuterte Kerstin Alexandra Klotz, Freiburg, den speziellen (nicht allen geläufigen) Wirkmechanismus.
Das Programm zu CBD umfasst 5 doppelblinde, Placebo-kontrollierte Phase III-Studien (LGS, DS, TSC) und zwei offene Verlängerungsstudien (OLE) an insgesamt fast 1.000 Patienten. LGS-Patienten unter CBD plus Clobazam zeigten im Verlauf von 37 bis 48 Wochen einen Rückgang der Sturzanfallshäufigkeit gegenüber Baseline von bis zu 71 %. Bei den DS-Patienten ging in der Gruppe mit begleitendem Clobazam die Krampfanfallshäufigkeit im Median in diesem Zeitraum um bis zu 60 % zurück. Die häufigsten Nebenwirkungen waren – übereinstimmend mit den Resultaten der Zulassungsstudien – verminderter Appetit, Somnolenz, Durchfall, Erbrechen, Fieber und Müdigkeit.
Die Interimsanalyse der OLE-Studie zeigt eine im Behandlungszeitraum von 72 Wochen nachhaltige Reduktion der TSC-assoziierten Anfälle. Auch die Rate des Ansprechens (Anfallsreduktion ≥ 50 % bzw. ≥ 75 %) blieb über diese Zeit stabil. Mehr als 85% der Patienten und Betreuer berichteten nach 52 Wochen außerdem eine Verbesserung des Gesamtzustandes auf der Global Impression of Change (GIC)- Skala.
Trotz Antiepileptika-Mehrfachtherapien wird die Epilepsie der TSC-Patienten oft therapierefraktär“, schilderte PD Dr. Susanne Schubert-Bast, Frankfurt am Main. „Epidyolex® stellt daher eine willkommene neue Therapiemöglichkeit dar.“ JL
Quelle: Lunchsymposium: Dreifache Therapieoption in der Epileptologie bei LGS, DS und TSC“ am 6. Nov. 2021, 46. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP) in Salzburg.

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