Therapierefraktärer Cluster-Kopfschmerz

Neuro-Depesche 3/2011

Große Erfolge mit N. occipitalis-Stimulation

Der chronische Cluster-Kopfschmerz ist relativ selten, stellt für die Betroffenen jedoch eine extreme Belastung dar. Die medikamentöse Therapie bringt häufig nicht die gewünschte Schmerzlinderung, und die Prophylaxe führt meist nicht zu einer ausreichenden Attackenreduktion. Ob die beidseitige Stimulation des Nervus occipitalis (NOS) zu Hoffnung Anlass gibt, wurde jetzt in einer Fallserie untersucht.

Von Dezember 2008 bis August 2009 wurde im Universitätsklinikum Essen bei sieben Patienten – sechs Männer und eine Frau – mit therapierefraktärem, chronischem Cluster-Kopfschmerz (CCH) eine beidseitige Stimulation des Nervus occipitalis am Hinterkopf durchgeführt. Das Durchschnittsalter der Patienten lag zum Zeitpunkt der Operation bei 48 Jahren, die mittlere Dauer ihrer Erkrankung bei 19 Jahren. Sie hatten im Durchschnitt fünf Atta­-cken täglich; die durchschnittliche Schmerzschwere wurde auf einer numerischen Skala mit 8 von 10 angegeben. Eine symptomatische Ursache des Cluster-Kopfschmerzes wurde mittels MRT ausgeschlossen.

Nach Implantation der Elektroden wurden alle Patienten standardisiert stimuliert (Impulsbreite: 390 µs, Frequenz: 40 Hz). Vor der dauerhaften Generatorimplantation – die aufgrund des positiven Ansprechens bei allen Patienten durchgeführt wurde – lag eine mindestens 30-tägige Testphase, in der u. a. die mittlere tägliche Stimulationsdauer und -stärke erfasst wurde. Das Follow up beträgt sechs bis zwölf Monate.

Alle Patienten sprachen nach im Schnitt 20 Tagen auf die Stimulation an, und zwar hauptsächlich mit einer Reduktion der Attackenhäufigkeit. DIe Intensität der Attacken änderte sich anfangs nur geringfügig. Bei der letzten Follow-up-Untersuchung waren aber Attackenfrequenz und -intensität bei sechs der sieben Patienten um durchschnittlich 54% zurückgegangen. Die mediane Zahl der Attacken war von fünf auf zwei pro Tag gesunken. Bei einem Patienten wurde zwar eine Reduktion des begleitenden Dauerkopfschmerzes um über 50% erreicht, die Cluster-Attacken wurden jedoch nur marginal beeinflusst. Drei Patienten berichteten jetzt über schmerzfreie Intervalle von bis zu 19 Tagen. Die maximale Schmerzintensität verringerte sich median von 8 auf 4 und die Notwendigkeit einer Akutmedikation um 77% und auch die prophylaktische Dauertherapie konnte bei einigen Patienten reduziert werden.

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Fazit
?! Wie die Autoren betonen, stellt die beidseitige Stimulation des Nervus occipitalis eine vielversprechende Therapieoption des CCH dar. Bereits am Abend des OP-Tages kann der Patient aufstehen, wenige Tage nach dem Eingriff das Klinikum verlassen. Der exakte Wirkmechanismus ist bislang noch unklar. Diskutiert wird ein direkter Effekt der Stimulation am Hinterhorn und auf die „Dorsal root entry zone“ (DREZ) evtl. durch einen Gate-control-Mechanismus. Noch unklar sind außerdem auch die optimalen Stimulationsparameter. Aufgrund der positiven Ergebnisse der Fallserie und zur Optimierung des Verfahrens werden in Essen seit Oktober 2009 CCH-Patienten in eine prospektive Studie eingeschlossen, in der der Nervus occipitalis am Hinterkopf über zwei unter Narkose implantierte Elektroden und einen Mehrkanal-Generator stimuliert wird.

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