Schokoriegel als Paartherapie

Neuro-Depesche 10/2014

Glucose korreliert mit Aggression in der Ehe

Selbstbeherrschung kostet manchmal Kraft und Energie. Energie wird Körperzellen in Form von Glucose bereitgestellt. Bedeutet ein niedriger Blutzuckerspiegel also weniger Beherrschung und damit mehr Aggression? Geht diese Gleichung tatsächlich auf?

107 heterosexuellen Ehepaaren wurden im Rahmen einer Studie morgens und abends Blut abgenommen und die Glucose ermittelt. Um den Aggressivitätsimpuls der Eheleute zu bestimmen, wurden diese aufgefordert, jeden Abend zwischen 0 und 51 Nadeln in eine Voodoo- Puppe zu stechen, die den Partner symbolisierte. Die Anzahl der Nadeln sollte dem Grad der Verärgerung über den Ehepartner entsprechen. Die eigentliche Aggression wurde mittels eines Computerspiels gegeneinander bestimmt. Wer gewann, durfte den anderen mit Lärm per Kopfhörer traktieren. Die Abend-Glucosewerte konnten das Maß des aggressiven Impulses (Anzahl der Voodoo- Nadeln) signifikant vorhersagen. Ein niedriger Blutzucker führte zu signifikant mehr gestochenen Nadeln, auch nach Korrektur um einen „Beziehungszufriedenheitsfaktor“. Auch die Aggression korrelierte mit dem Blutzuckerspiegel signifikant: Weniger Glucose im Blut bedeutete im Durchschnitt auch längere und lautere Schall- Qualen für den Partner. Pikant an den Ergebnissen: Frauen stachen im Schnitt mehr auf die Voodoo-Puppe ein als Männer (knapp nicht signifikant mit p = 0,056). Dass die Eheleute im Mittel zwölf Jahre verheiratet waren, über Anzeigen rekrutiert und mit 50 US- $ gelockt wurden, mag eine Datenverzerrung verursacht haben – oder ein Erklärungsversuch sein. Wer sicher gehen möchte, legt abends zwei Schokoriegel bereit. CB

Quelle:

Bushman BJ et al.: Low glucose relates to greater aggression in married couples. Proc Natl Acad Sci U S A 2014; 111(17): 6254-7

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